Mo Ran stand wie vom Blitz getroffen, entsetzt und unbeweglich, versteckt hinter einer Schicht von Lotusblättern. Etwas in ihm war zersplittert, und das zeigte sich in seinem zerrissenen Gesichtsausdruck.
Schock, Empörung, Eifersucht und Verärgerung explodierten wie Feuerwerke
in seinem Kopf. Seine Lippen bewegten sich, aber es kamen keine Worte heraus.
Er wusste nicht einmal, was ihn wütend gemacht hatte. Nur eines ging ihm durch
den Kopf:
Wie könnt ihr es wagen, das zu berühren, womit dieser
Ehrwürdige geschlafen hat?! Chu Wanning, du betrügerische, zweigesichtige Hure!
Du wagst es... Du wagst es...
Es kam ihm in keiner Weise in den Sinn, dass der Chu Wanning in diesem
Leben nie eine intime Beziehung zu ihm hatte. In diesem Moment verließen alle
Sinne seinen Verstand.
Immerhin hatten sie mehr als zehn Jahre so verbracht ‒ ein Leben lang,
von der Geburt bis zum Tod. Wenn Mo Ran bei klarem Verstand war, konnte er
diese Erinnerungen beiseitelegen, um die Kontrolle zu behalten.
Aber angesichts dieser Umstände geriet sein Verstand in Aufruhr und sein
wahres Selbst schlüpfte durch. Er fühlte immer noch unterbewusst, dass Chu
Wanning ihm gehörte. Erst jetzt wurde ihm klar, wie deutlich er sich daran
erinnerte, wie Chu Wannings Lippen schmeckten, als sie geküsst wurden, ganz zu
schweigen von der Leidenschaft und dem Verlangen, als sie sich verschlangen,
der Ekstase, die sein ganzes Wesen auffraß…
Das waren Dinge, über die er, nach seiner Wiedergeburt nicht viel,
nachgedacht hatte. Aber jetzt beim Anblick von Chu Wannings nacktem Rücken ‒
diese vertraute Figur, diese breiten Schultern und langen Beine, diese
schlanken, straffen Muskeln und diese schlanke, aber starke Taille, die in
klares Wasser getaucht war …
All diese Erinnerungen und Emotionen, die er so sehr versucht hatte zu
unterdrücken, kamen ohne Vorwarnung zurück. Sogar Mo Rans Kopfhaut wurde taub.
Auch sein Körper reagierte auf diese Dinge. Es war eine unwillkürliche
Reaktion, die so heftig war, dass er nichts dagegen tun konnte, und während er
zusah, erhitzte sich die Pfütze in seinem Bauch. Als ihm klar wurde, was er
tat, hob er wütend seine Arme und schrie: „Chu Wanning!“
Chu Wanning hatte tatsächlich den Mut, ihn zu ignorieren.
Wegen des Nebels, der über dem Lotusteich lag, war es schwer, die beiden
Personen zu sehen, die seine Schultern stützten, Mo Ran konnte ihre
Erscheinungen nicht erkennen. Aber sie standen sehr nahe bei Chu Wanning, der
Abstand zwischen ihnen war kaum zu erkennen.
Mo Ran fluchte leise und platschte direkt hinein, watete durch das
Wasser auf Chu Wanning zu. Als er näherkam, erkannte er die Wahrheit.
Diese beiden ‘Personen‘ waren eigentlich Roboter aus Metall und
Zedernholz. Schlimmer noch, es schien, als hätten sie den Lotusteich benutzt,
um Energie auf Chu Wanning zu übertragen, und als Mo Ran rücksichtslos ins
Wasser gestürzt war, hatte er die spirituelle Anordnung zerstört...
Diese unsichtbare Anordnung hatte Chu Wanning in einer unbewussten
Benommenheit gehalten. Er lehnte sich gegen die Roboter, während Licht
kontinuierlich durch ihre Handflächen und in die Wunde an seiner Schulter
strömte. Ein genauerer Blick offenbarte, dass er dabei war, sich selbst zu
heilen.
Als Mo Ran durch die Grenze geeilt war, zerstreute sich das Licht. Zu
seinem Entsetzen begann die Anordnung tatsächlich sich umzukehren.
Als sich das goldene Licht verflüchtigte, begannen Chu Wannings Wunden
rasch zu vernarben. Chu Wanning runzelte die Stirn, stieß ein unangenehmes
Geräusch aus und hustete einen Schluck Blut aus. Dann rissen alle Narben an
seinem Körper auf. Im Nu färbte das Blut, das aus ihm herausfloss, den Teich
rot.
Mo Ran war sprachlos. Das war Chu Wannings Opfertechnik des
Blumengeistes! Irgendwann wurde ihm klar, dass er vielleicht ... einen
schwerwiegenden Fehler gemacht hatte...
Chu Wannings spirituelle Energie bestand aus den Elementen Metall und
Holz. Die Elementarenergie des Metalls, wie die Kraft in Tianwen, wurde zum
Angriff verwendet, während die Elementarenergie des Holzes zum Heilen verwendet
wurde.
Die Opfertechnik des Blumengeistes war eine solche Heilkunst. Chu
Wanning konnte die spirituelle Essenz der Flora in eine heilende Anordnung für
menschliche Wunden einfließen lassen. Wenn jedoch jemand während des Vorgangs
in die Anordnung eindringt, würden sich die Blumengeister sofort verteilen und
es würde nicht nur keine Heilung stattfinden, es würde die Verletzung
verschlimmern. Im schlimmsten Fall könnte Chu Wannings spiritueller Kern sogar
vollständig von den Blumengeistern verschlungen werden.
Glücklicherweise kannte Mo Ran die Opfertechnik des Blumengeistes noch
aus seinem letzten Leben, und er handelte schnell, um den Energiefluss zu
unterbrechen. Nachdem Chu Wanning die Unterstützung der ihn hochhaltenden
Roboter verloren hatte, kippte er nach vorn. Mo Ran fing ihn auf und hielt ihn
fest.
Das bewusstlose Gesicht seines Shizun war blass, seine Lippen blau, sein
Körper so kalt wie Eis. Mo Ran nahm sich keine weitere Zeit, um ihn zu
untersuchen, und hob ihn aus dem Teich. Halb tragend und halb schleppend
brachte er Chu Wanning zurück in sein Zimmer und legte ihn auf sein Bett.
„Shizun? Shizun!" Mo Ran rief mehrmals nach ihm, aber Chu Wanning
zuckte nicht einmal mit den Wimpern. Aber abgesehen von dem flachen Heben und
Senken seiner Brust hätte er eine Leiche sein können.
Der Anblick von Chu Wanning in diesem Zustand erinnerte Mo Ran an sein
früheres Leben. Unerklärlicherweise schloss sich seine Kehle und sein Herz
geriet in Panik.
In seinem vergangenen Leben waren zwei Menschen in seinen Armen
gestorben.
Shi Mei. Chu Wanning.
Von den beiden war der eine die Liebe seines Lebens gewesen, an den er
Tag und Nacht gedacht hatte, und der andere sein Todfeind, mit dem er ein Leben
lang verbunden gewesen war.
Nachdem Shi Mei gegangen war, verschwand Mo Weiyu von dieser Welt.
Und als es mit Chu Wanning passierte?
Mo Ran wusste es nicht. Alles, woran er sich erinnern konnte, war das
Gefühl, dass die Person in seinen Armen kälter und kälter wurde, und an diesem
Tag, an dem er weder gelacht noch geweint hatte, waren sowohl Freude als auch
Trauer aus seiner Reichweite gefallen.
Nachdem Chu Wanning gegangen war, hatte Mo Weiyu keinen Sinn mehr in der
Welt gesehen.
Beim Kerzenlicht betrachtete er Chu Wannings entblößten Oberkörper.
Normalerweise trug der Yuheng des Nachthimmels Kleidung, die so wenig Haut wie
möglich zeigte. Er bevorzugte hohe Kragen und wickelte seine Gürtelschärpe
dreimal um, ein Bild von Würde und Anstand. Aus diesem Grund hatte niemand das
Ausmaß der Verletzung gesehen, die diese zweihundert Schläge an seinem Körper
hinterlassen hatten.
Obwohl Mo Ran selbst die Wunden von Chu Wanning während der Bestrafung
auf dem Disziplinarhof gesehen hatte, hatte er wirklich nur erkennen können,
dass Chu Wannings Fleisch schwere Schäden erlitten hatte. Als Chu Wanning in
den folgenden Tagen wie gewohnt auf den Beinen war und herumlief, hatte Mo Ran
gedacht, so schlimm könne es doch nicht gewesen sein.
Erst jetzt wurde ihm klar, dass Chu Wannings Wunden viel schlimmer
waren, als er gedacht hatte. Die fünf Wunden, die die Geisterherrin
hinterlassen hatte, waren offen, und an den schlimmsten Stellen konnte er den
weißen Knochen sehen.
Chu Wanning hatte wahrscheinlich nie jemanden gebeten, ihm beim
Verbandswechsel zu helfen, und versuchte, alles alleine zu machen. Die Salbe
war ungleichmäßig aufgetragen worden und die Stellen, die er nicht erreichen
konnte, waren infiziert und eitrig. Sie breiteten sich über seinen gesamten
Rücken aus und ließen keine Stelle seiner gesprenkelten Haut unversehrt.
Darüber hinaus hatten die zerrissenen Narben des geistigen Rückschlags von
vorhin seinen Rücken mit Blut gewaschen, das unaufhörlich floss und die Laken
unter ihm rot färbte.
Wenn Mo Ran dies nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, hätte er nie
geglaubt, dass der Mann, der darauf bestanden hatte, die Pfeiler der Brücke
abzuwischen, und der eine riesige Barriere beschworen hatte, um die Schüler vor
dem Regen zu schützen, derselbe Mann war vor ihm ‒ dieser Mann, dessen Wunden
so schwer und schrecklich waren, dass er in eine Intensivstation gehörte.
Wäre Chu Wanning nicht bewusstlos gewesen, hätte Mo Ran ihn am liebsten
am Kragen gepackt und ihn geschüttelt, um zu sagen:
Chu Wanning, was zum Teufel ist los mit dir und deinem
dummen Stolz?
Wer würde es dir verübeln, wenn du nur einmal in deinem
Leben den Kopf beugen und ein wenig Schwäche zeigen würdest? Warum bist du so
verdammt stur? Du bist ein erwachsener Mann und kannst nicht einmal auf dich
selbst aufpassen? Gönn dir sich ein bisschen mehr?
Warum hast du niemanden gebeten, dir zu helfen, deine
Wunden zu verbinden?! Warum hast du nicht einfach deinen Mund geöffnet und um
Hilfe gebeten, anstatt diese Roboter für deine Heilung zu verwenden?!
Chu Wanning, bist du ein verdammter Idiot?! Wie stur kann
man sein?!
Mo Ran verfluchte ihn leise, während er schnell daran arbeitete, die
Blutung zu stillen. Dann schöpfte er etwas heißes Wasser und wischte damit das
Blut von Chu Wannings Rücken ab. Nachdem er ein Messer in der Flamme
sterilisiert hatte, machte er sich daran, das verfaulte Fleisch abzuschneiden.
Beim ersten Schnitt stöhnte Chu Wanning vor Schmerzen, sein Körper
zuckte. Mo Ran hielt ihn fest. „Warum zur Hölle musst du da stöhnen?!“,
murmelte er. „Willst du mich verfluchen? Wenn du noch einen Laut von dir gibst,
wird dir dieser Ehrwürdige dieses Messer direkt durch deine Brust stechen. Du
wirst nichts mehr spüren, sobald du tot bist! Problem gelöst!“
Erst jetzt konnte Mo Ran seine wahre, bösartige Natur durchscheinen
lassen und Chu Wanning anschreien, wie er es in der Vergangenheit getan hatte.
Aber zu viele dieser Wunden eiterten, die Haut war weiß und tot
geworden. Als Mo Ran Stück für Stück davon abschnitt, wurden Chu Wannings
Atemzüge schwerer und schwerer. Sogar bewusstlos versteifte sich diese Person
und weigerte sich, vor Schmerzen zu schreien. Er brach nur in kalten Schweiß
aus, der seinen soeben sauber gewischten Körper erneut durchnässte.
Eine Stunde später war Mo Ran endlich damit fertig, Medikamente
aufzutragen und die Wunden zu verbinden. Er half Chu Wanning in ein paar Roben,
dann fand er eine dicke Bettdecke und legte sie über seinen fiebrigen Shizun.
Erst dann atmete er erleichtert auf. Als er sich an Frau Wangs Medizin
erinnerte, die in einer Papiertüte versiegelt war, stand er auf und braute eine
Schale davon, die er dann zu Chu Wannings Bett trug.
„Komm schon, Zeit für deine Medizin." Mit der Hand hob Mo Ran den
schlafenden Chu Wanning in seine Arme und lehnte ihn gegen seine eigene
Schulter. Mit der anderen Hand führte er die Schale mit der Medizin an seine
eigenen Lippen, pustete leicht darauf, bevor er testweise einen Schluck nahm.
Er verzog das Gesicht und spitzte den Mund. „Was zum Teufel. Das ist zu
bitter!“
Trotzdem ließ er sie abkühlen und verfütterte sie an Chu Wanning. Er
bekam jedoch nur einen halben Löffel voll, bevor Chu Wanning nicht damit
umgehen konnte und alles ausspuckte. Das meiste landete auf Mo Rans Kleidung.
Mo Ran schwieg. Er wusste, dass Chu Wanning keine bitteren Dinge mochte.
Man hätte sogar sagen können, er hasste bittere Dinge. Aber wenn er wach
war, trotzte der sture Yuheng Ältester zielstrebig dem Geschmack und leerte die
ganze Schale in einem Zug, ohne sich zu beschweren. Danach würde er höchsten
unauffällig eine Süßigkeit hinzu schmuggeln.
Leider war Chu Wanning derzeit bewusstlos.
Daran war nichts zu ändern. Es war nicht so, dass Mo Ran angesichts
einer bewusstlosen Person die Beherrschung verlieren konnte. Er musste es
einfach hinnehmen und Chu Wanning geduldig in kleinen Schlucken füttern. Er
benutzte sogar ein Handtuch, um sich bei Bedarf die Mundwinkel abzuwischen.
So etwas fiel Mo Ran nicht schwer. Immerhin hatte es in seinem früheren
Leben eine Zeit gegeben, in der er Chu Wanning jeden Tag Medizin gegeben hatte,
genau wie jetzt. Damals hatte Chu Wanning sogar versucht, sich ihm zu
widersetzen, also schlug Mo Ran ihm ins Gesicht, bevor er ihn am Kiefer packte
und ihre Lippen grob zusammenpresste, die Zunge hineindrückte, um seinen Mund
zu vergewaltigen und den kupfernen Geruch seines Blutes zu schmecken ...
Da er es nicht wagte, diesem Gedankengang weiter zu folgen, fütterte Mo
Ran Chu Wanning die letzten paar Löffel ziemlich schlampig, und die meisten von
ihnen wurden schließlich wieder ausgehustet. Dann legte Mo Ran Chu Wanning
wieder in sein Bett und deckte ihn nicht allzu sanft zu.
„Ich tue das aus reiner Herzensgüte. Wage es nicht, nachts die Decke
abzustreifen. Du hast schon Fieber und wirst dich erkälten…“
Nach der Hälfte seiner Rede flammte sein Temperament auf und er trat
gegen das Bein des Bettes.
„Wie auch immer ‒ warum sollte es mich kümmern, wenn du dich erkältest?
Ich hoffe es doch. Ich hoffe, es ist schrecklich und du stirbst!“
Er drehte sich um und stolzierte davon.
Als er an der Tür ankam, nagte etwas in seinem Hinterkopf. Mo Ran drehte
sich um und blinzelte ins Zimmer. Nachdem er herausgefunden hatte, was ihn
störte, ging er hinüber und blies die Kerze aus. Er ging wieder.
Diesmal kam er bis zum Lotusteich. Der Anblick der Blumen, die erblüht
waren, nachdem sie Chu Wannings Blut absorbiert hatten, verschlimmerte die
Irritation in seinem Herzen.
Er war voller Ärger, aber er marschierte immer noch steif und aus dem
Rhythmus, sein linker Arm bewegte sich mit dem Bein und umgekehrt, zurück ins
Schlafzimmer. Klirrend wie ein rostiger alter Roboter zog, er seine Füße im
Kreis durch den ganzen Raum, bis er schließlich widerstrebend neben Chu
Wannings Bett stand.
Mondlicht schien sanft durch das halb offene Bambusfenster und
beleuchtete Chu Wannings friedliches Gesicht. Seine Lippen waren bleich und
seine Augenbrauen leicht zusammengezogen.
Mo Ran dachte eine Weile darüber nach, dann schloss er das Fenster für
ihn. Sichuan war eine feuchte Region, und es war nicht gesund, das Fenster beim
Schlafen offenzulassen.
Nachdem er dies getan hatte, gab Mo Ran Gas und fluchte vor sich hin.
Wenn ich noch einmal durch diese Tür zurückkomme, könnte ich genauso gut ein
Hund sein!
Gerade als er aus der Tür griff, hörte er einen dumpfen Schlag.
Chu Wanning hatte tatsächlich seine gesamte Bettdecke abgeworfen.
Mo Ran starrte ihn an. Was sollte er gegen die Angewohnheit dieser
Person unternehmen, im Schlaf die Decke abzuwerfen?
Damit er kein Hund wurde, ging der sechzehnjährige Kaiser Tanxian-Jun
mit all seiner Integrität und seinem moralischen Rückgrat hinaus.
Er würde seine Worte nicht zurücknehmen. Er würde auf keinen
Fall wieder durch diese Tür gehen!
So sprang nach einer Weile der brillante und mächtige Kaiser stattdessen
durch das Fenster in den Raum.
Er hob die Bettdecke vom Boden auf und legte sie über Chu Wanning. Als
Mo Ran Chu Wannings mühsames, schwerfälliges Atmen hörte und sah, wie sein
Rücken zitterte, wo er in der Ecke des Bettes zusammengerollt war, konnte Mo
Ran nichts von der Wut aufbringen, die er normalerweise gegen seinen Shizun
hegte. Er konnte sagen, ‘geschieht dir recht‘, so viel und was er
wollte, aber er empfand einen Anflug von
Mitleid für den Mann.
Er saß neben Chu Wannings Bett und achtete darauf, dass er die Bettdecke
nicht wieder herunterwarf.
Es war schon spät, und nach dem langen Tag, den er hinter sich hatte,
machte sich schließlich die Erschöpfung bemerkbar. Mo Rans Kopf senkte sich
langsam, und er döste ein.
Dieser Schlaf war nicht im Geringsten erholsam. Chu Wanning wälzte sich
hin und her, und Mo Ran konnte ihn durch die Dunkelheit des Schlummers leise
stöhnen hören.
In seinem leichten, schlummernden Dösen konnte Mo Ran nicht sagen, wann
er neben Chu Wanning auf dem Bett lag und den zitternden Mann in seinen Armen
hielt. Noch im Halbschlaf wiegte er ihn und streichelte sanft seinen Rücken,
murmelte: „Shh… Shh… Schmerz, Schmerz, geh weg…“
Im Schlaf fühlte sich Mo Ran, als wäre er auf den Sisheng-Gipfel seines
vergangenen Lebens zurückgekehrt, in den leeren, düsteren Wushan-Palast. Nach
Chu Wannings Tod hatte er nie wieder jemanden im Schlaf gehalten.
Selbst wenn die anhaltenden Gefühle aus Hass geboren worden waren, hatte
er ihn in der kalten Einsamkeit, die ihn Tag für Tag folgte, immer noch mit
einer fast körperlichen Intensität vermisst, als ob tausend Ameisen an seinem
Herzen nagten. Aber egal, wie sehr er ihn vermisste oder wie sehr er es sich
wünschte, Chu Wanning würde nicht zurückkommen.
Mo Ran hatte die Flamme seines Lebens verloren.
Mo Ran hielt Chu Wanning die ganze Nacht fest. Zwischen den Träumen und
dem Schleier des Schlafes wusste er manchmal klar, dass er wiedergeboren worden
war, doch manchmal fühlte er sich, als wäre er immer noch in seinem vergangenen
Leben.
Plötzlich hatte er fast Angst, die Augen zu öffnen. Er hatte Angst, dass
er morgens mit einem kalten, leeren Kissen und zugigen Vorhängen aufwachen
würde. Und er würde wieder einmal für den Rest seines Lebens völlig allein
sein.
Er war sich sicher, dass er Chu Wanning hasste. Aber als er sich in
seine Arme stützte, spürte Mo Ran, wie sich Feuchtigkeit in seinen Augenwinkeln
sammelte. Das war eine Wärme, von der der zweiunddreißigjährige Taxian-Jun
gedacht hatte, dass er sie nie wieder besitzen würde.
„Wanning, es wird dir gut gehen…“ In diesem benebelten Zustand, als er
dem Mann in seinen Armen über die Haare strich, als wäre er der Mo Ran der
Vergangenheit, entkam ihm dieser zärtliche Satz.
Er war so müde, dass er nicht verstand, was er sagte oder wie er den
anderen Mann nannte. Die Worte rutschten ihm einfach so heraus, und er dachte
nicht viel darüber nach. Mo Ran atmete tief durch und fiel in einen tieferen
Schlummer.
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Am nächsten Morgen flatterten Chu Wannings Wimpern, als er langsam zu
sich kam. Wegen seiner starken Kultivierung war sein hohes Fieber vom Vorabend
zurückgegangen.
Chu Wanning öffnete träge die Augen, sein Geist war vom Schlaf verwirrt.
Aber als er versuchte aufzustehen, fand er jemanden, der mit ihm im Bett lag.
M-Mo Weiyu?!
Er war gelinde gesagt erschrocken. Chu Wanning erbleichte, aber er
konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, was in der Nacht zuvor
passiert war. Schlimmer noch, seine Bewegungen weckten Mo Ran.
Der junge Mann gähnte, sein jugendliches Gesicht war vom Schlaf leicht
gerötet. Er blinzelte ins Morgenlicht, blickte zu Chu Wanning hinüber und sagte
vage: „Ah… lass diesen Ehrwürdigen noch eine Weile schlafen… Da du wach bist,
warum gehst du nicht und machst mir Ei und Fleischbrei..."
Chu Wanning war sprachlos.
Was war das für ein Unsinn? Hatte er im Schlaf geredet?
Mo Rans Verstand war verschwommen. Als er sah, dass Chu Wanning nicht
aufstand, um ihm Frühstück zu machen, drängte er nicht weiter. Stattdessen
lächelte er träge und streckte die Hände aus, zog Chu Wannings Gesicht näher
und drückte ihm einen keuschen Kuss auf die Lippen.
„Wenn du nicht aufstehen willst, ist das auch in Ordnung. Dieser Ehrwürdige hatte gerade den schrecklichsten Traum. Darin… Ah… egal.“ Er seufzte und umarmte den anderen Mann, der zu diesem Zeitpunkt völlig bewegungslos geworden war. Mo Ran legte sein Kinn auf den Kopf des Mannes in seinen Armen und murmelte: „Chu Wanning, lass mich dich noch eine Weile halten."
kap 31 da haben die drei sich ja was vorgenommen und mo natürlich die doppelte portion. das habe ich irgend wie kommen sehen das die sowas haben eine lebensmittel vergiftung. ob sie es insgeheim bereut haben das zu essen. der muss mal herrausbekommen das es mehr als hass oder liebe gibt sonst wäre er nicht so verwirdt wie er sich manchmal fühlt. da hat frau wang recht beigebracht hat er im wirklich nur blödes. er ist schön und die anderen hässlich als mit so einer einstellung würde ich im gerne was hässliches anhexen. im teich chu und nicht allein was is da los. kap 32 oh oh diese gedanken und auch die wut. ok an das hab ich nicht gedacht das es nur seine roboter sind die bei im waren. gar nicht gut nicht gut die wunden öffnen sich wieder stark. er behandelt in und umsorgt in kannaber immer noch nicht ehrlich zu sich sein. von wegen wenn er nicht durch die tür geht dann also durchs fenster. mo weis ja selber nicht was er will xd. also ein benebelter mo kann schon süss sein aber sicher ein grosser schock für chu. freu mich wenns weiter geht.
AntwortenLöschenIch glaube nicht, dass es Mo Ran bereut hat, den Tofu-Kohl-Eintopf zu essen, dafür ist er zu sehr von Chu Wanning besessen, Shi Mei hat ein zu sanftes Wesen dafür und Xue Meng verehrt Chu Wanning dafür viel zu sehr. Also am Ende bereut es meiner Meinung nach keiner aus unterschiedlichen Gründen.
LöschenXue Zhenyongs Einstellung finde ich witzig, aber zum Glück reibt er es keinem unter die Nase, er zeigt so etwas eher durch den Fächer (die Blume) und lässt sonst offen und behält diese Meinung für sich. Ich fand Xue Mengs Kompliment Konversation mit seinem Vater sehr amüsant und fand es auch sehr komisch, wie sich die beiden beim Loben des anderen sich mit selbst gelobt haben.
Mo Rans Philosophie ist wohl, ich darf alles mit Chu Wanning machen, aber andere nicht einmal ein Bruchteil dessen, den sonst kriegen sie es mit ihn zu tun. Ich glaube auch, dass Mo Ran, wenn er und Chu Wanning irgendwann ein Paar sind, sehr eifersüchtig werden kann und seinen Shizun in solchen Fällen sehr beanspruchen wird.
Mo Rans Logik bei der dauerhaften Hilfe für Chu Wanning war echt genial geschrieben worden, ich leibe jedes Wort davon.
Das mit dem Schock seitens Chu Wanning ist aber auch verständlich. Wer würde sich nicht überrumpelt fühlen, wenn deine große Liebe auf einmal neben dir im Bett liegt, schläft und im Halbschlaf dich auch noch küsst und unverständliches Zeugs redet. Ich glaube, das muss, das überraschendste und das schönste Aufstehen für Chu Wanning gewesen sein.