Kapitel 71 ~ Dieser Ehrwürdige wurde reingelegt

Mit blassem Gesicht war Mo Ran völlig ungläubig, als er die Waffe heraufbeschwor, die er gerade erst weggelegt hatte. Jiangui antwortete auf seinen Ruf und erschien in einem lodernden, feurigen Licht in seiner Hand.

Als er die beiden verglich, war die Waffe, die Achtzehn getötet hatte, praktisch identisch mit Jiangui. Die andere Waffe wirkte so als wäre sie ein Teil von Jiangui, abgesehen davon, dass die andere Waffe keinen Griff hatte. Könnte es sein, dass es irgendwo auf der Welt eine zweite Jiangui gab?!

Bevor Mo Ran weiter nachdenken konnte, näherten sich drängende Schritte mit hoher Geschwindigkeit. Chu Wanning war besonnener als Mo Ran, er schätzte die Situation schnell ein und ein Schauer flackerte in seinen Augen. „Mo Ran, steck Jiangui weg!"

„Hä?"

Zu spät.

Eine Gruppe von Menschen war am Eingang der Höhle angekommen. In dieser Gruppe befanden sich Mitglieder des gefiederten Stammes und Kultivierer aus verschiedenen Sekten. Sogar Xue Meng, Ye Wangxi und Shi Mei waren da. Es war, als hätte jemand bemerkt, dass etwas passiert, und so ziemlich alle in Eile angerufen.

Und als alle nacheinander eintrafen, bot sich ihnen der Anblick von Achtzehn, die brutal ermordet worden war, während die Weidenranke um ihren Hals gewickelt war. Hinter ihr sahen sie Mo Ran und ein kleines Kind, die von den Nachwirkungen eines erbitterten Kampfes deutlich mitgenommen waren. Darüber hinaus war Mo Ran blutüberströmt und hielt Jiangui in der Hand, seine Weidenranke kreiste mit einem drohenden feurigen Licht...

Niemand gab ein Geräusch von sich. Das heißt, bis jemand schrie: „M-Mörder!"

Die Menge geriet in Aufruhr. Panik, Wut und geflüsterte Worte strömten in einen Fluss, das Dröhnen der Stimmen ließ einem die Knochen erzittern.

„Sie ist tot!" „Mörder!" „Wie bösartig..." „Muss verrückt sein!" „Wahnsinnig." Bruchstücke von Sätzen wurden immer wieder wiederholt, bis der rasende Mob in der Illusion nicht anders aussah als die wandelnden Leichen. Für einen Moment dachte Mo Ran fast, dass die Illusion noch nicht vorbei war ‒ dass der Albtraum immer noch andauerte.

Es war, als ob das vor zweihundert Jahren in Lin'an gespaltene Blut immer noch den Boden bedeckte.

„Nein...“ Er trat einen Schritt zurück, seine Kehle war trocken. „Ich war es nicht..."

Mo Ran spürte ein Ziehen an seiner Kleidung und seine Schritte hielten inne. Inmitten des Wahnsinns blickte er nach unten und sah Chu Wannings klare Augen. Er murmelte hilflos: „Ich war es nicht…“

Chu Wanning nickte und versuchte, Mo Ran mit seinem eigenen Körper abzuschirmen. Allerdings war er zurzeit noch ein kleines Kind, also was konnte er tun? Als er sich Sorgen machte, spürte er, wie Mo Ran vortrat.

Immer mehr Menschen schlossen sich dem Geschrei an. „Sperrt ihn ein! Das Kind auch! Schnappt sie euch! Mörder!“

„Wir können sie nicht entkommen lassen, sie sind zu gefährlich! Beeilt euch und schnapp sie euch!“

Mo Ran zog Chu Wanning hinter sich, versperrte ihm die Sicht, nahm sich dann einen Moment Zeit, um Luft zu holen und sich zu sammeln. „Ich habe Fräulein Achtzehn nicht getötet. Bitte lasst es mich erklären.“

Die Gesichter in der Menge sahen undeutlich aus, überlagert von einer Erinnerung aus seinem vergangenen Leben, an die er sich nicht erinnern konnte. Er strengte seine Augen an und erblickte Xue Meng zwischen den Schatten in der Menge, sein Gesicht voller Unglauben. Dann sah er Shi Mei mit weit aufgerissenen Augen und blassem Gesicht, dessen Kopf wiederholt zitterte.

Mo Ran schloss die Augen. „Ich habe Sie nicht getötet“, sagte er leise, „aber ich will mich auch nicht abwenden. Hört mich wenigstens an, bevor ihr mich einsperrt?“

Trotzdem wollte ihm niemand zuhören. Wut und Angst breiteten sich in der Menge aus.

„D-du wurdest auf frischer Tat ertappt“, rief eine schrille Stimme. „Was gibt es zu sagen?!"

„Das ist richtig!"

„Werft sie einfach zuerst in die Gefängnishöhle! Wenn sich herausstellt, dass sie es nicht getan haben, können wir sie dann rauslassen!“

„Sperrt sie ein! Sperrt sie ein!“

Xue Meng schreckte aus seinem geschockten Zustand auf. Er trat aus der Menge heraus und stellte sich vor die Wütenden, drehte sich mit dem Rücken zu Mo Ran und erhob seine Stimme. "Alle, bitte beruhigt euch. Ich habe etwas zu sagen."

„Wer zum Teufel seid Ihr."

„Warum sollten wir Euch zuhören?!"

„Warte, ist das nicht der kleine Phönix?"

„Der kleine Phönix? Du meinst den Liebling des Himmels? Dieser Typ Xue Meng?"

„Das ist er..."

Xue Mengs Gesichtsausdruck war schrecklich, fast farblos. Er holte tief Luft und sagte langsam: „Alle, bitte hört zu. Diese beiden sind Schüler des Sisheng-Gipfels, und ich kann für sie bürgen. Unter keinen Umständen würden sie so etwas wie eine unschuldige Person ermorden. Also beruhigt euch bitte und lasst sie es erklären."

Ein Moment der Stille, dann schrie jemand: „Warum sollten wir Ihnen glauben? Und was ist, wenn sie Schüler des Sisheng-Gipfels sind ‒ das bedeutet nicht, dass Sie ihre wahre Natur kennen!“

„Genau! Man weiß nicht, wie jemand wirklich ist, selbst wenn man aus derselben Sekte ist!“

Xue Mengs Gesichtsausdruck wurde noch dunkler, seine Lippen zu einer dünnen Linie gepresst, während sich seine Hände zu Fäusten ballten.

Hinter Xue Meng stand Mo Ran mit Chu Wanning im Schlepptau. Um ehrlich zu sein, war er überrascht, dass Xue Meng zu ihrer Verteidigung herausgekommen war. Er war seinem Cousin in seinem früheren Leben nicht gerade nahe gewesen, oder besser gesagt, sie hatten sich kaum ausstehen können. Später, als er der Kaiser des Reiches der Sterblichen geworden war und niedergebrannt, getötet und geplündert hatte, wie es ihm gefiel, waren sie natürlich auf entgegengesetzten Seiten des Schlachtfelds gelandet.

Mo Ran hatte nie erwartet, dass Xue Meng mit dem Rücken zu ihm stehen und der Horde und all ihren Zeigefingern gegenüberstehen würde. Wärme durchflutete seinen Herd. „Xue Meng, du...glaubst mir?"

„Ugh! Ja klar, du verdammter Köter!" Xue Mengs Gesicht drehte sich leicht zu ihm, als er schnaubte. „Schau dir dieses Chaos an, in das du geraten bist! Bist du nicht der Ältere? Warum muss ich hinter dir aufräumen?!“

Mo Ran hatte keine Antwort.

Nachdem er damit fertig war, Mo Ran zu verfluchen, wirbelte Xue Meng herum und starrte die Menge in einem noch heftigeren Ton an. „Was meint ihr! Wie könnte ich sie nicht kennen? Einer von ihnen ist mein Shidi und der andere ist mein Cousin! Wer kennt sie besser? Ich oder ihr alle?“

„Xue Meng ..."

„Würde es euch umbringen, wenn ihr euch eine kleine Erklärung anhören würdet? Bei all diesen Leuten hier ist es nicht so, dass ihnen Flügel wachsen und sie davonfliegen, wenn ihr ihnen ein paar Minuten gebt!“

Zu diesem Zeitpunkt trat auch Shi Mei vor, aber seine Manieren waren viel zu sanft, um imposant zu sein, und es lag Angst in seiner Stimme, als er sagte: „Ich kann mich auch für sie verbürgen. Sie hätten Fräulein Achtzehn absolut nicht wehgetan, also hört sie bitte an. Danke..."

Ye Wangxi trat ebenfalls vor. Obwohl er nicht für sie bürgte, war er viel ruhiger als der Rest der aufgeregten Menge. „Selbst wenn es sich um eine vorübergehende Inhaftierung handelt, verdienen sie die Chance, sich zu erklären und sich zu verteidigen. Andernfalls könnten wir den echten Mörder vom Haken lassen. Was ist, wenn diese Person unter uns ist, während wir sprechen? Was dann?“

Bei seinen Worten sahen sich die Leute in der Menge sofort mit alarmierten Augen an.

„Gut! Wir hören euch zuerst an!"

„Wir werden euch trotzdem einsperren! Man kann schließlich nicht zu vorsichtig sein!"

„Schuldig bis zum Beweis der Unschuld!"

Mo Ran atmete kurz aus und legte dankbar Hände vor seine Stirn. Dann, nach einem Moment, lächelte er tatsächlich. „Ich hätte nie gedacht, dass, wenn ich von allen Seiten umzingelt bin, noch jemand bereit wäre, an mich zu glauben. Okay, okay ‒ selbst, wenn ich eingesperrt werde, nur für euch drei, werde ich nicht wütend sein.“

Mo Ran ging einfach und kurz durch, was passiert war, von der Manifestation der Illusion und den Ereignissen, die sich darin abgespielt hatten, bis hin zu der Feststellung, dass Achtzehn beim Verlassen ermordet wurde.

Leider wurde nach der Überwindung Gebiets der Teufel-Szenarios eine brandneue Illusion für die nächste Person geschaffen, sodass es keine Möglichkeit gab, Mo Rans Behauptungen zu überprüfen. Wenn er sich eine solch ausgeklügelte Geschichte in wenigen Augenblicken ausgedacht hätte, wäre sie wohl kaum überprüfbar gewesen. Als er fertig war, schien mehr als die Hälfte der Leute in der Menge zu schwanken.

Ein Ranghögeres Mitglied des gefiederten Stammes sprach zu ihrer Untergebenen und sagte dann: „Mo Ran, Xia Sini, obwohl ihr Erklärungen vorgelegt haben, habt ihr keine Beweise. Zur Sicherheit von den Pfirsichblütenquellen müssen wir euch festhalten, bis die Angelegenheit geklärt ist."

Mo Ran lächelte hilflos. „In Ordnung, in Ordnung. Ich dachte mir, dass es darauf hinausläuft. Ich werde mich nicht allzu sehr beschweren, solange man mich füttert.“

„Natürlich werden wir das tun." Sie hielt inne. „Seien Sie von nun an alle auf der Hut, um weitere Missgeschicke zu vermeiden. Jeder, der nicht schnell genug hierher geeilt ist, wird einzeln befragt, um jeden Verdacht auszuräumen Außerdem werde ich die Anführer jeder Sekte informieren, insbesondere den Sisheng-Gipfel, der am stärksten involviert ist. Wenn möglich, würde ich eure Shizuns gerne zu einem Gespräch hierher einladen."

Daraufhin veränderte sich Mo Rans Gesichtsausdruck sofort. „Shizun?!"

Chu Wanning stand still und wortlos da.

„Ich will nicht, dass Shizun kommt! Kann mein Onkel es tun?“

„Angelegenheiten, die einen Schüler betreffen, müssen ihrem Meister gemeldet werden. Dies war schon immer die Regel in der Kultivierungswelt. Ist es beim Sisheng-Gipfel anders?“

„Nein, aber ...“ Mo Ran kratzte sich frustriert am Kopf und stieß einen Seufzer nach dem anderen aus, aber er wusste nicht, was er sagen sollte.

Angelegenheiten, die einen Schüler betreffen, sollten ihrem Meister gemeldet werden ‒ das machte natürlich Sinn. Aber der bloße Gedanke an Chu Wannings gleichgültiges Gesicht und seine scharfen, kalten Augen... Mo Ran war sich sicher, dass, wenn sein Shizun kommen würde, er Mo Ran zweifellos in erster Linie eine Tracht Prügel geben würde, unabhängig davon, wer im Recht und wer im Unrecht war. Mo Ran würde es vorziehen, ihn überhaupt nicht zu sehen.

Am Ende, egal was er sagte, er konnte nichts tun. Sowohl er als auch sein kleiner Shidi wurden eingesperrt.

Das Gefängnis bei den Pfirsichblütenquellen war eine Höhle, nicht sehr groß, aber auch nicht zu klein, und ihr Eingang war mit wilden Brombeerranken bedeckt, die nur den Befehlen des gefiederten Stammes gehorchten. Das Innere erblickte nie das Tageslicht, aber zum Glück gab es eine Feuerstelle mit verzauberten Flammen, die ununterbrochen brannten.

Die Innenausstattung war einfach: Ein breites, schlichtes Steinbett mit einem goldroten Kissen aus gewebten Federn, ein Steintisch und vier Steinhocker, ein Kupferspiegel und ein paar Schüsseln und Becher. Mo Ran und Chu Wanning waren dort zusammen inhaftiert.

Obwohl das Urteil noch nicht gefallen war, schien der Verantwortliche Achtzehn nahe gestanden zu haben. Als Achtzehn ohne ersichtlichen Grund ihr Leben verloren hatte, achtete die gefiederte Stammeswache darauf, ihnen das Leben zu erschweren.

In der ersten Nacht ließ sich die Wache herab, etwas zu essen zu bringen. Es war nicht großartig oder viel, aber es gab genug zu essen. Am zweiten Tag brachte er jedoch nur etwas rohes Fleisch, Gemüse, Reis, Mehl und Salz mit, das er beiläufig in die Höhle warf, zusammen mit ein paar Worten darüber, dass sie keine Zeit hätten, sich um ihre Mahlzeiten zu kümmern und dass sie sich selbst darum kümmern sollten.

„Gut, dann werden wir das selbst regeln. Es wird nur gekocht. Was ist daran so schwer?“, murmelte Mo Ran beleidigt, wo er auf dem Boden kauerte und die brauchbaren Zutaten herauspickte. „Was will Shidi essen?"

„Was auch immer."

Mo Ran seufzte. „Es gibt kein Gericht, das schwieriger zuzubereiten ist als eines, das ‘Was auch immer‘ heißt. Mal sehen, wir haben Schweinebauch, Chinakohl ... Tsk, dieser Vogel ist geizig, es ist nur die äußere Schicht des Kohls. Es gibt ziemlich viel Reis und Mehl, aber ich bin mir nicht sicher, wie viele Tage das reichen soll.“ Murmelte er, während er die Zutaten zählte, dann sah er zu Chu Wanning auf. „Möchtest du Reis oder Nudeln?“

Chu Wanning lag mit dem Bauch nach unten auf dem Bett. Er dachte darüber nach und sagte dann: „Nudeln." Nach einer Pause fügte er hinzu: „Suppennudeln mit Rippchen.“

„Ah ha ha, wo bekomme ich Rippchen her?"

„Dann ist ‘Was auch immer‘ in Ordnung."

Mo Ran saß im Schneidersitz auf dem Boden, eine Hand auf dem Knie, die Wange an die andere gedrückt, und dachte ein wenig nach. „Hier gibt es nicht viele Zutaten. Wie wäre es mit Nudeln mit Hackfleisch?“

„Nudeln mit Hackfleisch?"

„Würde dir das gefallen?"

„Sicher. Ist es scharf?"

Mo Ran grinste. „Es gibt nicht einmal einen Hauch von Pfeffer in dem, was dieser Vogel uns gegeben hat."

Als das Abendessen beschlossen war, machte sich Mo Ran daran, Teig zu kneten. Chu Wanning war klein und nicht so stark, also machte er sich nicht die Mühe, den Anschein zu erwecken, er würde helfen. Er beobachtete, von seinem Bett aus, wie Mo Ran den weichen weißen Ball knetete, und sein Blick wurde weicher.

Chu Wanning hatte plötzlich das Gefühl, dass dies nicht schlimm sei. Mo Ran wusste nicht, wer er war, also konnte er an seiner Seite bleiben, und als Mo Ran kochte, machte er sich die Mühe zu fragen, was Chu Wanning essen wollte. Es war wirklich nicht schlimm. Er fühlte sich sogar ein wenig unwohl, als wäre ihm zu viel gegeben worden ‒ als hätte er alles von einem Kind namens ‘Xia Sini‘ gestohlen.

Mo Ran kochte die Nudeln fertig und legte das gebratene Hackfleisch darauf. Sie hatten erbärmlich wenig Gewürze, also konnte er nichts Besonderes machen, aber die Nudeln waren zu einer zähen Konsistenz mit genau der richtigen Weichheit gezogen. Er hatte auch den fettigen Teil des Schweinefleischs abgeschnitten und damit das Fleisch gebraten. Das Fleisch brutzelte, als es über den Nudeln lag, und es würde köstlich sein, wenn es einmal untergemischt war.

„Shidi, Abendessen ist…“ Mo Ran blickte auf und stellte fest, dass Chu Wanning eingeschlafen war, immer noch auf dem Bauch liegend, das Gesicht zur Seite gedreht und seinen Kopf auf seine Arme gelegt. Seine langen Wimpern ruhten auf seinen Wangen, sein Gesichtsausdruck war friedlich.

„Fertig...“, endete Mo Ran mit einem Murmeln, ging dann zum Bett und streichelte Chu Wannings glattes, tintenschwarzes Haar.

„Wenn ich dich so sehe, siehst du wirklich wie Shizun aus. Ich frage mich, welche Beziehung du zu Shizun und der Familie Chu von Lin'an hast. Und wer genau hinter uns her ist?” Mo Ran seufzte. „Ich frage mich, was Shizun jetzt gerade macht. Wenn er wüsste, was hier passiert ist, würde er mich dann wieder beschuldigen, ungeachtet aller anderen Dinge??"

Die Farbe in Mo Rans Augen verdunkelte sich ein wenig, als er mit einer Strähne von Chu Wannings Haar um seinen Finger spielte. Er seufzte wieder schwach.

„Du kennst ihn nicht, aber wenn irgendetwas passiert, hat er mir immer die Hölle heißgemacht … Er mag mich wirklich überhaupt nicht.“

Doch Chu Wanning schlief, und diese Worte zerstreuten sich sinnlos in der Stille der Nacht, ohne eine Antwort, genau wie die Missverständnisse, die sich seit Jahrzehnten und über zwei Leben hinweg um sie herum aufgebaut hatte.

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Mo Ran wartete, bis die Nudeln etwas abgekühlt waren, bevor er Chu Wanning weckte. „Shidi, das Abendessen ist fertig."

Chu Wanning unterdrückte ein Gähnen und blinzelte benommen. „Ach Abendessen ..."

Mo Ran trug die Nudeln herüber. Er kochte gern, aber er hasste den Abwasch, also hatte er die Nudeln direkt in den Topf geschüttet, in dem er das Fleisch gebraten hatte, nur um ein Geschirr weniger zu spülen.

Chu Wanning war fassungslos über diese unorthodoxe und unkultivierte Art des Essens, seine Augen starrten ungläubig auf den großen Topf mit Nudeln. „Wie ... sollen wir das essen?"

„Gemeinsam natürlich." Mo Ran reichte ihm grinsend. „Der Wettlauf darum, wer mehr Nudeln essen kann, beginnt gleich! Wer bekommt mehr zu essen? Wir werden es gleich herausfinden.“

Chu Wanning hatte keine Worte.

Mo Ran lachte fröhlich, seine Augen strahlten. Chu Wanning starrte ihn einen Moment lang an, bevor er sagte. „Es ist fast so, als ob du, solange du etwas zu essen hast, sehr…“

„Sehr glücklich bist, oder?"

„Mn."

„Ha ha ha, Essen ist schließlich das Wichtigste!" Mo Ran schaufelte frech einen großen Klumpen Nudeln für sich in seine Schüssel und schlürfte alles, bis seine Wangen aufgeblasen waren. „Es sieht nicht gut aus, aber es ist ziemlich lecker."

Chu Wannings Gesichtsausdruck war dunkel, als er ihn lange anstarrte, bevor er schließlich sagte: „Schlürfe nicht, während du isst?“

„Hahaha!" Mo Ran lachte und schlug sich aufs Bein. „Wieso ist ein kleines Kind wie du wie mein Shizun? Er sagt mir auch, ich soll nicht schlürfen, aber weißt du was? Einmal, als ich mit ihm aß, habe ich absichtlich einen Knochen in seine Schüssel geworfen, und er wurde so wütend! Ha ha ha ha ha‒“

Chu Wanning knirschte mit den Zähnen. „Unverschämt!"

„Ja, ja, ja! So ähnlich war seine Reaktion, woher wusstest du das? Sogar die Aussprache war so? Hey Shidi, im Ernst, ich denke, ihr zwei könntet entfernte Verwandte sein. Warum fragst du Shizun nicht einfach danach, wenn er hierherkommt? H-hey ‒ warte, nicht das Ei, das Ei gehört mir‒“




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