Mo Ran nahm gerade einen Schluck von dem Birnenblüten-Weißwein, als er spürte, wie etwas gegen sein Bein streifte. Reflexartig versuchte er, sein Bein wegzuziehen, doch bevor er das tun konnte, wurde die Berührung unverkennbar und drückte gegen ihn, während sie an ihm vorbeiging. Er war überrumpelt und hatte noch nicht ganz verarbeitet, was passiert war, als Shi Mei sich aufrichtete und er in seinem schönen Gesicht die leichte Röte sah, wie er die Lippen zu einer dünnen Linie zusammenpresste und die Augenbrauen zusammenzog, als ob er etwas auf dem Herzen hätte. Erst da wurde Mo Ran klar.
Vor einem Moment, war das...?
Mo Ran verschluckte sich und brach in einen heftigen
Hustenanfall aus. In seiner Vorstellung war Shi Mei immer wie der unberührte
Schnee im Frühling, der Neumond auf dem Ast gewesen ‒ aus der Ferne zu
betrachten und nicht leichtfertig zu berühren. Er liebte Shi Mei bis zum Tode
und würde mit Freuden für ihn sterben, aber er hatte selten schmutzige
Gedanken, wenn es um ihn ging, geschweige denn, dass er solche Gedanken in die
Tat umsetzte.
Hatte diese reine, unverdorbene Person ihn gerade...
befummelt?
Der Gedanke schockierte Mo Ran bis ins Mark, und er
zitterte vor Entsetzen wie eine Rasseltrommel. Chu Wanning runzelte die Stirn.
„Was ist denn mit dir los?"
„Nichts!"
Und das vor den Augen von Shizun! ...Sicherlich nicht?! So
etwas würde Shi Mei nicht tun... Mo Rans Ausdruck wurde noch verwirrter, aber
nicht aus ehrfürchtigem Erstaunen, sondern eher aus furchtbarem Erstaunen.
Nachdem er einige Sekunden damit verbracht hatte, seine
Nerven zu beruhigen, hörte er Shi Mei leise rufen: „Herr Kellner, entschuldigen
Sie! Diese Stäbchen sind schmutzig; kann ich Sie um ein neues Paar
bitten?"
Der Kellner kam, als er gerufen wurde, und ging, um ein
neues Paar zu holen. Mo Ran drehte nervös den Kopf und sah Shi Meis milde
Gesichtszüge und den gleichen ruhigen Blick wie immer, als hätte er sich das
schüchterne Erröten von vorhin nur eingebildet. Als er Mo Rans Aufmerksamkeit
spürte, hob Shi Mei seine eigenen pfirsichblühenden Augen und erwiderte Mo Rans
Blick mit einem subtilen Lächeln. „Was ist los?"
„Nichts, nichts."
„Die Stäbchen sind an einer ungünstigen Stelle
gelandet", sagte Shi Mei. „Genau neben deinem Fuß."
„Oh..." Mo Ran stieß einen Seufzer der Erleichterung
aus und spürte, wie sich sein Herz wieder einpendelte. Natürlich hatte er sich
zu viele Gedanken gemacht. Er wollte ein wenig mit Shi Mei plaudern, um die
Spannung abzubauen, aber Shi Mei hatte sich bereits abgewandt und stand auf, um
die Suppe zu schöpfen.
Mo Ran hatte immer noch ein schlechtes Gewissen wegen
seiner Bedenken von vorhin und sagte: „Hier, lass mich dir helfen.“
„Schon gut, ich mache das schon." Shi Mei zog seinen
Ärmel zurück, während er sprach, und schöpfte sich in aller Ruhe die Drei-Delikatessen-Suppe.
Mo Ran hatte die Suppe dort platziert, wo sie stand, in der Nähe von Chu
Wanning und weit weg von Shi Mei. Solange sie alle saßen, schien es vernünftig
zu sein, aber jetzt, da Shi Mei stand, um die Suppe zu erreichen, wurde ihm
sofort klar, wie weit das Gericht von ihm entfernt war. Er musste seinen Arm
über die gesamte Breite des Tisches ausstrecken.
Ein Schöpflöffel, zwei Schöpflöffel, langsam und bedächtig.
Mo Ran sah schweigend zu. Shi Mei sagte nichts, als er Mo
Rans unruhigem Blick begegnete, und nur leicht lächelte, während er weiter
schöpfte. Mo Ran fühlte sich etwas unbehaglich und wartete, bis Shi Mei fertig
war, dann fragte er Chu Wanning, ob er die Suppe haben wollte. Chu Wanning
lehnte ab und schob die Suppe in die Mitte des Tisches, weder zu nah noch zu
weit weg von den anderen.
Hier waren sein geschätzter Lehrer und sein Lieblingsmensch
‒ da hätte es keine Vorlieben geben dürfen.
Während des Essens sagte Shi Mei plötzlich: „A-Ran, du bist
wirklich so sehr gewachsen. Du bist nicht mehr der Schüler, der Shizun ständig
ärgerte. Da wir heute alle hier sind, möchte ich dir etwas sagen, und ich
möchte mich bei Shizun entschuldigen.
Als er sah, wie ernst Shi Mei aussah, schenkte Mo Ran ihm
seine volle Aufmerksamkeit. „Was ist es?"
„Erinnerst du dich an das erste Mal, als ich dir Wan Tans
gebracht habe?", sagte Shi Mei. „Diese Schüssel mit Wan Tans war nicht von
mir; ich war nie gut darin, sie zu machen, sie war..."
Mo Ran lächelte. „Ach, das? Und ich habe mir schon Sorgen
gemacht, dass es etwas Ernstes ist. Das habe ich schon vor langer Zeit
herausgefunden."
„Ah, hast du...?" Shi Meis schöne Augen weiteten sich
vor Überraschung. Er drehte sich um und sah Chu Wanning an, der sich um seine
eigenen Angelegenheiten kümmerte und seinen Wein trank. „Hat Shizun es dir
gesagt?"
„Nein, ich habe es selbst gesehen, kurz bevor ich in die
Unterwelt ging."
Mo Ran wollte gerade etwas sagen, als Chu Wanning seinen
Becher absetzte, sich räusperte und ihm einen kühlen, strengen Blick zuwarf. Mo
Ran wusste, wie dünnhäutig er war; er wollte nicht, dass andere von seiner
weichen Schattenseite erfuhren. Also sagte er: „Wie auch immer, ich habe vor
fünf Jahren von der ganzen Sache erfahren. Das ist eine ziemlich lange
Geschichte, also werde ich nicht näher darauf eingehen."
Shi Mei nickte. „Das ist auch gut so." Er wandte sich
an Chu Wanning. „Shizun, als du damals die Wan Tans nicht selbst zu A-Ran
bringen wolltest und mich stattdessen damit beauftragt hast, habe ich mir nicht
viel dabei gedacht. Aber als ich sah, wie sich das Missverständnis zwischen
euch beiden mit der Zeit vertiefte, fühlte ich mich schrecklich. Ich wollte
eine Gelegenheit finden, es mit A-Ran zu klären, aber jedes Mal, wenn ich es
versuchte, fand ich nicht die richtigen Worte... Um ehrlich zu sein, war ich
egoistisch. Abgesehen von dem jungen Meister ist A-Ran mein einziger enger
Freund auf dem Sisheng-Gipfel. Ich hatte Angst, dass er unglücklich sein würde,
wenn er es erfährt, also..."
„Schon gut, ich habe gesagt, wir sollen es ihm nicht sagen.
Du hast nichts falsch gemacht."
„Trotzdem fühle ich mich schlecht dabei. Es ist, als ob ich
die Lorbeeren für Shizuns Freundlichkeit ernten würde. Shizun, es tut mir
leid." Shi Mei senkte seinen Blick auf den Tisch. Einen Moment später
fügte er hinzu: „A-Ran, es tut mir auch für dich leid."
Mo Ran hatte Shi Mei nie die Schuld dafür gegeben. Auch
wenn seine anfängliche Zuneigung zu ihm aufgrund dieser Verwechslung aufgeblüht
war, war Shi Mei in der ganzen Zeit danach wirklich gut zu ihm gewesen. Ganz zu
schweigen davon, dass Shi Mei nur getan hatte, was Chu Wanning von ihm
verlangte; es war nicht so, dass er absichtlich versucht hatte, die Lorbeeren
dafür zu stehlen. Er sagte hastig: „Nein, nein, mach dir keine Sorgen. Das ist
sowieso alles Vergangenheit."
Mo Ran starrte Shi Mei im Kerzenlicht an. Er hatte dieses
Gesicht in seinem früheren Leben noch nie gesehen. Shi Mei war früh gestorben,
sein Leben war verkürzt, verwelkt, bevor es erblühen konnte, und wurde zum
großen Kummer seines Lebens. Es war ihm nicht vergönnt gewesen, zu erfahren,
dass ‒ ach, so hätte Shi Mei also ausgesehen, wenn er vierundzwanzig Jahre alt
geworden wäre. Groß und schlank, mit einem Gesicht so hell wie Jade und einem
Paar warmer Pfirsichblütenaugen, die klar und glänzend waren. Er wirkte so
sanft, dass selbst sein Zorn wahrscheinlich weich und sanft wäre.
Mo Rans fest verkrampftes Herz entspannte sich allmählich,
und er seufzte insgeheim erleichtert auf. Er fühlte sich plötzlich sehr
schwindlig, sein Herz wurde warm und ruhig. Im Vergleich zu Shi Mei mit
neunzehn Jahren fühlte sich der Vierundzwanzigjährige ein wenig wie ein
Fremder; sie waren sich nicht mehr so vertraut wie früher. Vielleicht war
dieses Ungewohnte der Grund dafür, dass ihm ein so lächerlicher Gedanke wie
der, dass Shi Mei sein Bein befummelt hatte, überhaupt in den Sinn kam. Aber Mo
Ran war sich sicher, dass er sich mit der Zeit daran gewöhnen würde. Und was
die Sache mit den romantischen Gefühlen anging, so wollte er sie nicht
erzwingen ‒ was auch immer geschehen würde, würde geschehen.
Fünf Jahre lang war er umhergewandert und hatte kaum eine
Spur hinterlassen, und doch war er ein paar Mal knapp daran vorbeigeschrammt.
Ob der falsche Gouchen bei einem dieser Vorfälle seine Hand im Spiel hatte oder
nicht, wusste er nicht. Tatsache war jedoch, dass die Person, die hinter den
Ereignissen in der Schmetterlingsstadt und anderswo steckte, sich weder zu
erkennen gegeben hatte, noch gefasst worden war. Mo Ran war sich sicher, dass
es in der Zukunft zu Problemen kommen würde, und er wusste, dass er nicht
unvorsichtig sein durfte. Er wollte die beiden Menschen an seiner Seite in
Sicherheit wissen, selbst wenn es ihm das Leben kostete.
So ließ Mo Ran sein Herz für den Moment ruhen. Er ahnte
nicht, dass dieser innere Dämon niemals zur Ruhe kam, sondern sich, sobald er
sich aus seinem Griff gelöst hatte, einem anderen zuwandte.
Vielleicht lag es daran, dass Chu Wanning beim Abendessen zu
viel gegessen hatte, weshalb er kurz nach seiner Rückkehr auf den
Sisheng-Gipfel müde wurde. Ursprünglich hatte er vorgehabt, die Nacht
durchzuarbeiten, um den Bauplan für einen neuen Mechanismus fertig zu stellen,
aber er hatte nur die Hälfte geschafft, bevor ihn das Gähnen übermannte. So
sehr er sich auch anstrengte, irgendwann konnte er nicht mehr und fiel ins Bett
und blinzelte schläfrig. Er schlief ein, ohne sich auch nur umzuziehen.
Sein Schlaf war trübe und von absurden Träumen erfüllt.
Zuerst von dieser "Rangliste der Größe der jungen Helden der
Kultivierungswelt ", dann von dem straffen, durchtrainierten Körper, den
er in Melodischen Quellen gesehen hatte. Im schummrigen Licht der Kerze
runzelte Chu Wanning die Stirn, als wolle er sich aus diesem schamlosen Traum
befreien, nur um ungewollt noch tiefer darin zu versinken...
Und dann hatte er wieder diesen Traum, den Traum von
früher.
Ein Sisheng-Gipfel, der nicht wie der aussah, den er
kannte, eine Loyalitätshalle, die eine war und wiederum keine war. Ein
erwachsener Mo Weiyu, der ihn am Kiefer packte und ihn mit bösartigen,
spöttischen Augen ansah, während er diese obszönen Dinge sagte:
„Lass mich dich ficken, und ich gebe dir, was du verlangst.“
Dieser Mo Weiyu war anders als der Mo Ran, den er kannte ‒
sein Gesichtsausdruck war zu wütend, sein hübsches Gesicht zu blass; seine Haut
hatte nicht die Farbe von Weizen.
„...dann geh…auf die Knie und setze deinen Mund zum Arbeiten ein.“
Die unzusammenhängenden Worte kamen bruchstückhaft aus den
Tiefen des Albtraums. Es fühlte sich an, als würde etwas in seinem Kopf
auseinanderbrechen, Zentimeter davon entfernt, sich von seiner Kette zu lösen
und auf ihn zuzustürmen. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Doch aus
irgendeinem Grund fühlte er sich auch unerklärlich aufgeregt.
In seinem Traum sah er, wie Mo Ran auf ihn zukam und an
seiner Kleidung zerrte, das scharfe Geräusch des reißenden Stoffes war
deutlicher denn je. Dann wurde alles schwarz, als ob er in einem Sumpf
versinken würde.
Der Traum brach an dieser Stelle ab, so wie er es schon
unzählige Male zuvorgetan hatte. Bisher war es ihm immer gelungen, nach dem
Traum in einen ruhigen Schlummer zurückzukehren, ohne dass er weiter gestört
wurde. Doch aus irgendeinem Grund wurde seine Sicht heute nach diesem Punkt
allmählich wieder heller. Chu Wanning schaute sich um, aber der neue Traum war
so verschwommen, als würde er versuchen, durch eine Nebelschicht zu blicken. Er
konnte seine Umgebung nicht klar erkennen, nur dass sie überall scharlachrot
war. Dagegen wurde sein Geruchs- und Tastsinn allmählich schärfer und noch
ausgeprägter als sonst.
Plötzlich überkam ihn eine unbeschreiblich heiße Erregung,
und er sah, wie sich ein robuster Körper über ihm bewegte, sich gegen ihn
drückte und schaukelte. Erschrocken versuchte Chu Wanning instinktiv, sich zu
befreien, aber es war, als gehöre sein Körper gar nicht ihm, sondern dem aus
diesem Traum. Er spürte, wie er zitterte, und er hörte den rauen Atem des
Mannes, die heißen Luftzüge an seinem Ohr, Lippen, die immer wieder sein
Ohrläppchen streiften, sie aber weder küssten noch zum Saugen in den Mund nahmen.
Chu Wanning drehte seinen Kopf. Er lag auf einem großen,
weichen Bett, das bei ihren Bewegungen knarrte und schwankte, und er konnte den
Moschus des Tierfells riechen, der sich auf den Laken verteilte. In der vagen
Unschärfe des Traums versuchte er, mit einer suchenden Hand nach der Bettdecke
zu greifen, aber er hatte nicht die Kraft, sich zu bewegen. Der Mann auf ihm
war bösartig, hielt sich nicht zurück, als wolle er ihn in Stücke reißen. Er
hörte ein heiseres, ersticktes Stöhnen aus seiner eigenen Kehle. Er schüttelte
verzweifelt den Kopf und versuchte, sich wegzuwinden, aber der Mann war zu
stark, so stark, dass Chu Wanning das Gefühl hatte, der Mann könne ihn mit
seiner Hand zerquetschen. Er spürte, wie sich Taubheit auf seiner Kopfhaut
ausbreitete und sein ganzer Körper unkontrolliert zitterte...
Vielleicht war der Traum zu realistisch und zu anstrengend
gewesen. Chu Wanning schlief, bis die Sonne am nächsten Tag hoch am Himmel
stand, dann lag er lange im Bett und starrte ins Leere. Als er den Kopf drehte,
schien er immer noch den Duft des Tierfells aus dem Traum zu riechen,
moschusartig und süß.
Dann blinzelte er, und er lag wieder in seinem schwarzen
Sandelholzbett im Roten-Lotus-Pavillon, und alles war in bester Ordnung, nichts
Ungewöhnliches.
Außer...
Chu Wanning erstarrte, dann blickte er stumm und ungläubig
zu Boden.
Der Yuheng Ältester, der aufgrund seiner
Kultivierungsmethode viele Jahre lang Askese geübt hatte und nur selten
körperliche Erregung verspürte, entdeckte, dass er tatsächlich...
beschämenderweise... eine Morgenlatte hatte...
War sein jahrelanges asketisches Training von einem Hund
gefressen worden?! Und diese Träume letzte Nacht ‒ was zum Teufel war das?
Warum träumte er von solch absurden Dingen! Wie... wie konnte das überhaupt
passieren? Sicherlich nicht nur, weil er Mo Rans Körper einmal in den
Melodischen Quellen gesehen und dann versehentlich dieses Schundbuch mit diesem
‘definitiv kein alltäglicher Gegenstand‘-Müll gelesen hatte?
Chu Wannings Gesichtsausdruck verfinsterte sich. Er vergrub
sein Gesicht in den Händen und rieb sich heftig, aber sein Gesichtsausdruck
hatte sich nicht aufgehellt, als er wieder aufblickte.
Was war nur los mit ihm?
Chu Wanning presste die Lippen aufeinander und beschloss,
ein Bad im kalten Lotusteich zu nehmen, um sich abzukühlen. Doch noch bevor
seine Zehen den Boden berührt hatten, spürte er eine Kräuselung in der Barriere
des Roten-Lotus-Pavillons.
Er hatte einen Besucher.
Er wurde sofort blass und zog die Bettdecke hoch, um seine
untere Hälfte zu bedecken. Der Besucher näherte sich schnell, wahrscheinlich
mit Qinggong. Bald hörte er wie es and der Tür zweimal klopfte.
„Shizun, bist du schon wach?"
Die Stimme klang genau wie die in seinem Traum ‒ nur dass
die Stimme in seinem Traum tiefer und kehliger gewesen war, durchdrungen von
einer glühenden, bodenlosen Lust. Die Stimme vor der Tür war jetzt sanft und
respektvoll, sogar ein wenig besorgt, wahrscheinlich weil Chu Wanning so
untypisch lange geschlafen hatte.
Der Klang dieser Stimme durchbrach die Wand zwischen Traum
und Wirklichkeit. Chu Wanning lehnte sich gegen das Bett und drückte die
Bettdecke an sich. Die Stimme an der Tür erinnerte ihn an die Art und Weise,
wie sie sich im Traum umschlungen hatten, und an ihre heftigen Bewegungen, die
seine Leidenschaften zu einer stürmischen Flut anschwellen ließen und es ihm
noch schwerer machten, sich zu beruhigen.
Er hatte sich gerade entschlossen, sich wieder hinzulegen
und so zu tun, als ob er schliefe, als er Mo Ran durch die Tür sagen hörte:
„Shizun, bist du da drin? Ich gehe jetzt rein, wenn es dir nichts
ausmacht."
Ich gehe jetzt rein...
Es war ein so einfacher, normaler Satz, aber er erinnerte
Chu Wanning daran, wie dieser Mann im Traum auf ihm gelegen hatte, wie sich
seine Lippen geteilt und geschlossen hatten. Die Art und Weise, wie sich dieser
männliche Körper so heiß angefühlt hatte, dass Chu Wanning sicher war, er würde
sich verbrennen.
Diese Person hatte zwischen zwei Atemzügen gesagt: „Entspann
dich, ich gehe jetzt rein.
Chu Wannings Gesicht war glühend heiß; er saß benommen im
Bett, seine Kleidung war ein einziges Durcheinander, und ein Feuer verbrannte
ihn von innen heraus. In seinen Augen wohnte heftige Verweigerung, aber sie war
wie Kies auf den Untiefen, mit scharfen Spitzen, die Schiffe, in der bitteren
Kälte des Winters abwehren würden. Doch wenn im Frühjahr der Schnee schmolz und
das Wasser stieg und in einem fließenden, schimmernden Strom über die
zerklüfteten Ränder spülte, wirkte es nicht mehr halb so bedrohlich. Selten
hatte er sich so gedemütigt und hilflos gefühlt, und noch nie hatte er ein so
intensives Verlangen verspürt.
Chu Wanning starrte wie betäubt vor sich hin und kam erst
wieder zur Besinnung, als Mo Ran die Tür aufstieß, um hereinzukommen. Zu diesem
Zeitpunkt war es bereits viel zu spät, um Schlaf vorzutäuschen.
Der Anblick, der sich Mo Ran bot, als er eintrat, war der
von Chu Wanning, der auf dem Bett saß. Sein tiefschwarzes Haar hing lose um ihn
herum und stand in scharfem Kontrast zu seinem Gesicht, das leuchtete wie die
glänzende Oberfläche eines gefrorenen Sees in der Sonne. Seine Augen und Brauen
wirkten noch strenger als sonst, und als er den Blick hob, war der Blick, den
er auf Mo Ran richtete, wie das Licht, das auf der eisigen Schneide einer kaum
gezogenen Klinge glitzerte.
Aber auch in den Augenwinkeln war ein Hauch von Rot zu
sehen, wodurch das Licht eine gewisse Anziehungskraft ausübte. Seine
Grausamkeit war von Verdruss durchwoben, als hätte er gerade unter jemandem
gelitten und unaussprechliche Taten erduldet. Seine Augen waren von Empörung
und einem glasigen Hauch von Nässe erfüllt.
Mo Rans Atmung verlangsamte sich, als er wortlos auf Chu Wanning starrte, diesen Mann, der wie eine zarte Knospe war, die aus einem dornigen Gestrüpp herauswuchs. Er fühlte sich, als ob ein schwerer Stein auf seine Brust gefallen wäre, der Wellen hochschlagen ließ...
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Nein Mo Ran du hast dir nichts eingebildet. Und dann kommt Shi Mei aus heiterem Himmel mit den Wan Tans daher, das schon so lange her ist. Die Zeit die sie sich nicht gesehen haben, hat sich ihre Beziehung zueinander verändert. Vielleicht war es die lange Zeit dazwischen und das Mo Ran gerade nur noch Augen für Chu Wanning hat.
AntwortenLöschenUnd Chu Wanning... kaum von den Toten zurück, schon am tüfteln von neuen Sachen XD Aber er ist noch nicht richtig erholt und noch müde. Und der Traum... das hat ihn dezent aus der Bahn geworfen *hust* Und dann kommt auch noch Mo Ran vorbei und sagt die Worte "Ich gehe jetzt rein"... XD Chu Wanning kann einem etwas leid tun XDD
Aber wie Chu Wanning dann beschrieben wurde, als er so auf dem Bett saß. An Mo Ran seiner Stelle, wäre ich in den kalten See gesprungen XD
Das Mo Ran der Meinung ist, dass er sich eine solche Aktion von Shi Mei einbildet ist doch selbstverständlich. Immerhin scheint Shi Mei in der Beziehung genauso prüde zu sein wie Chu Wanning VOR seiner Wiedergeburt.
LöschenIch finde es schade, dass Shi Mei das mit den Wan Tans erst jetzt sagt, immerhin hätte er in Mo Rans großer Trauerphase nach Chu Wannings Tod und vor seiner Wiedergeburt jede Menge Zeit gehabt und die Situation wäre ideal gewesen. Aber na ja, zu spät ist zu spät.
Shi Mei kommt nach Chu Wannings Opfer - als er um Mo Ran zu retten für ihn gestorben ist - und nach der Wahrheit mit den Wan Tans einfach nicht mehr an Chu Wanning ran. Mo Ran schätzt Warmherzigkeit und Güte mehr als alles andere, dann ist ihm sogar das Aussehen total egal. Shi Mei war einfach nicht so warm- und gutherzig wie Chu Wanning, weshalb Mo Ran das Interesse an ihm verloren hat und seine Liebe zu Chu Wanning neu entdeckt hat.
Selbst nachdem Chu Wanning wieder ins Leben zurückgekehrt ist, denkt er wieder an andere, ach wie süß. Doch dafür liebe ich Chu Wanning. (Es ist keine romantische Liebe, ich will mich doch nicht mit Mo Ran anlegen. XD )
Bei den Worten "Ich gehe jetzt rein" habe ich lange herumgedeutelt, dass es harmlos aber auch für Chu Wanning total zweideutig klingt, anscheinend ist mir das gelungen. ^^
Mo Ran übt sich in der Abstinenz und scheint bis jetzt vollen Erfolg zu haben, mal schauen, wie lange das noch gut geht. Immerhin ist er bei Bettgeschichten mit Chu Wanning noch nie wirklich zu bremsen gewesen. XD