Kapitel 146 ~ Shizun, wird sie wirklich heiraten?

Von diesem Tag an war die Mengpo-Halle Schauplatz eines außergewöhnlichen Ereignisses. An dem Tisch ‘Reserviert für den Yuheng-Ältesten‘, der lange Zeit selbst für die kühnsten Schüler tabu war, saß nun ein Mo Weiyu. Schüler, die vorbeikamen, sahen häufig Mo Ran und Chu Wanning, die sich gegenüber saßen und gemeinsam aßen. Und jedes Mal nahm Mo Ran einen Bissen von einem Gericht und legte ihn in die Schüssel seines Shizuns.

„Wow, seht euch das an, Mo-Shixiong macht es schon wieder."

Eine Gruppe von Schülern in der Nähe flüsterte mit zusammengelegten Köpfen und tauschte sich mit gedämpfter Stimme aus.

„Seht euch das riesige Stück Brust an, das er gerade in die Schüssel des Ältesten getan hat. Ich wette, der Yuheng Ältester wird es nicht essen."

„Das wette ich auch. Der Yuheng Ältester scheint kein Rindfleisch zu mögen."

„Ich wette, dass er es doch isst, weil er das letzte Mal die Taubeneier gegessen hat."

Während die kleinen Spione mit angehaltenem Atem zusahen, runzelte Chu Wanning die Stirn und stocherte mit seinen Stäbchen in dem Rindfleisch herum, dann sagte er mit finsterer Miene etwas zu Mo Ran. Sie waren zu weit weg, um etwas zu hören, aber was auch immer Mo Ran daraufhin sagte, ließ Chu Wannings Miene noch düsterer werden. Die drei Schüler, die gewettet hatten, dass Chu Wanning nicht essen würde, hellten sich sofort auf,

Sie beobachteten die beiden so aufmerksam, dass sie ihre Suppenlöffel fast an die Nase statt an den Mund führten.

„Schaut, schaut! Der Ältester isst sie nicht, er weigert sich!"

„Stoße mich nicht mit dem Ellbogen und sei leise. Wenn der Yuheng Ältester hört, dass ihr Wetten auf ihn abschließt, wird er uns bei lebendigem Leib häuten!"

„Ha, ha, ha, das ist mir egal, diese zwanzig Silberblätter gehören alle mir."

Der selbstgefällige Schüler griff nach dem Stapel Silberblätter, der auf dem Tisch lag. Doch bevor er sie berührte, hörte er seine Freunde neben sich flüstern: „Moment, die Wette ist noch nicht gelaufen, die Stäbchen des Ältesten bewegen sich wieder!"

„Hm?"

Ein zweiter Blick zeigte, dass Chu Wanning tatsächlich das Stück Rinderbrust aufhob. Die Gruppe der Spieler schaute ängstlich zu, als wären ihre Herzen von den weißen Jade-Essstäbchen umklammert, eingeklemmt und zart vom Zwicken.

„Er wird es essen, er wird es essen, er wird es essen... Zwanzig Silberblätter, zwanzig Silberblätter, zwanzig Silberblätter..." Der Schüler, der gewettet hatte, dass Chu Wanning das Bruststück essen würde, sang und wackelte nervös mit dem Bein. Plötzlich erstarrte er vor Schreck. „Ah!"

Der Yuheng Ältester hatte das Rindfleisch direkt zurück in Mo Rans Schüssel geschleudert, ohne auf Mo Rans Proteste zu achten. Der Schüler sah erschrocken schweigend zu.

„Ha ha ha ha, knapp, so knapp!"

„Ich wusste, dass der Ältester es nicht essen würde. Kommt, alle Blätter gehören jetzt mir."

Der Schüler, der die Wette verloren hatte, seufzte und ließ sich mit dem Gesicht nach unten auf den Tisch fallen. Er drehte den Kopf und starrte Chu Wanning an, wobei ihm der Schmerz ins Gesicht geschrieben stand. Ältester, ich habe mich geirrt; ich hätte nicht auf dich wetten sollen. Jetzt bin ich so pleite, dass ich mir diesen Monat nicht einmal spirituelle Steine leisten kann!

Aber, gerade als sich der arme Schüler mit dem Elend abgefunden hatte, sah er, wie sich Mo Rans Ellbogen bewegten. Diese große, breite Gestalt beugte sich vor und sagte etwas zu Chu Wanning. Dann, direkt vor den Augen des Schülers, hob sein eigener Mo-Shixiong erneut die Rinderbrust auf, dieses Mal zusammen mit etwas Gemüse, und brachte sie direkt zu Chu Wannings Lippen.

...Was?

Der Schüler war verblüfft ‒ wollte Mo-Shixiong den Ältesten etwa mit seinen eigenen Stäbchen füttern?!

Chu Wanning war diese Art der Behandlung offensichtlich nicht gewohnt; er schlug Mo Rans Essstäbchen mit seinen eigenen beiseite und sagte mit ernster Miene - die Worte waren nur allzu leicht von seinen Lippen abzulesen ‒ Leg es weg!

Lächelnd legte Mo Ran das Rindfleisch und das Gemüse ab, aber nicht in seine eigene Schüssel, sondern in die seines Shizun. Was sollte Chu Wanning tun? Er seufzte und aß schweigend alles auf, ohne zu merken, dass er von einem Dutzend gierig dreinschauender Schüler beobachtet wurde.

Ein entgeistertes Schweigen senkte sich über die Spielenden. Keiner war verblüffter als die Schüler, die sich ihres Sieges so sicher gewesen waren. Sie sahen zu, wie ihnen die silbernen Blätter aus den Händen glitten.

Der Schüler, der bis dahin geschwiegen hatte, wurde dagegen sofort wiederbelebt. Er sprang auf, seine Augen funkelten und er rief jubelnd: „Ha ha! Was für ein Comeback! Wie sich das Blatt doch gewendet hat! Kameraden, ich bitte vielmals um Entschuldigung, aber ich werde euch diese Blätter aus den Händen nehmen. Hallo Geld Geld Geld, lasst uns das morgen wiederholen, ha! Morgen eine neue Runde!"

Das Meister-Schüler-Paar blieb glückselig ahnungslos. Mo Ran hatte seine Stäbchen in der Hand und aß langsam den Reis in seiner Schüssel zu Ende, während er Chu Wanning mit gesenktem Kopf beim Verzehr des Bruststücks zusah.

Es war warm in der Mengpo-Halle; Mo Ran hatte seinen linken Ärmel bis über den Ellbogen hochgekrempelt, so dass ein langer, wohlgeformter Unterarm zum Vorschein kam, schlank und muskulös. Die Muskeln unter der honigfarbenen Haut kräuselten sich, als er eine Schüssel Suppe auslöffelte. Als Chu Wanning nicht hinsah, ließ er noch ein paar Rippchen in die Schüssel fallen, damit sie in der Brühe untergingen, wo sie weniger auffielen. „Shizun, nimm etwas Suppe. Sie ist gut gegen die Kälte."

„Ist es klare Suppe?"

Mo Ran blinzelte unschuldig. „Ich glaube, ja? Ich habe nicht genau aufgepasst, als ich sie bekam, deshalb weiß ich es nicht mehr."

Chu Wanning betrachtete die Oberfläche der Suppe, auf der einige zarte Grünkohlblätter schwammen. Sie sah recht verlockend aus, also nahm er die Schale entgegen und probierte einen Löffel.

„Schmeckt sie?"

„Sie ist in Ordnung."

„Dann verschwende es nicht, okay?" Mo Ran lächelte. „Sieh zu, dass du alles aufisst."

Chu Wanning warf ihm einen milden Blick zu. „Das musst du gerade sagen. Nächstes Mal füllst du dein Tablett nicht mit so viel Essen, dass du es nicht aufessen kannst und ich dir helfen muss."

„Haha, okay. Nächstes Mal werde ich nicht so viel nehmen."

Mo Ran wartete, bis Chu Wanning nickte, bevor er seine eigene Schüssel anhob und auf die Oberfläche blies, um sie abzukühlen. Der aufsteigende Dampf milderte die markanten Falten in seinem Gesicht.

Heiße Suppe war eine gewisse Art von Magie. Es war nur eine Schüssel mit gekochtem Wasser, Fleisch, Gemüse und Gewürzen, aber das Ergebnis wärmte den ganzen Körper, vom Magen bis hin zum Herzen. Eine Suppe mit jemandem zu teilen, den man mochte, vermittelte eine Zufriedenheit wie das Kielwasser eines Kieselsteins, den man in einen See wirft, wobei sich eine Welle nach der anderen auf der Wasseroberfläche ausbreitet und das Licht, das auf sie fällt, zerstreut.

Mo Ran stieß unbewusst einen leisen Seufzer aus, als er sich in dem Frieden sonnte, den er sich in diesem Leben so hart erarbeitet hatte. Es stellte sich heraus, dass die unaufhörlich vergehende Zeit, wenn man sie an seine Lippen brachte, wie eine einfache Schüssel Suppe schmeckte. Einst hatte er für eine Schüssel Suppe rücksichtslos geschlachtet; jetzt brachte ihm dieselbe Schüssel die knochentiefe Qual des Bedauerns. Er wiegte die Schale in seinen Händen und trank sie aus. Ob es das Unbehagen in seinem Herzen war, die Ungewissheit der Zukunft oder seine Reue und Schuldgefühle, er wollte sich nicht zu sehr damit befassen. Die guten Tage in seinem Leben waren so rar, dass er das Gefühl hatte, um jeden Einzelnen mit aller Kraft kämpfen zu müssen.

Es war nur so, dass er sie schon langsam auskosten wollte, die Dinge gemächlich und sorglos annehmen wollte. In Wahrheit war er furchtbar neidisch auf Leute wie Xue Meng, die es sich aufgrund seines Reichtums und seiner Privilegien leisten konnten, in aller Ruhe durchs Leben zu schlendern. Mo Ran konnte es sich nicht leisten, gemächlich zu leben. Seine Besitztümer waren spärlich, und das wenige, das er hatte, musste er sich immer wie ein zähnefletschendes Tier erkämpfen. Und was er erringen konnte, fürchtete er immer, dass man es ihm wegnehmen würde, so dass er es sofort verschlingen würde. Dabei hatte er sich einen Urinstinkt bewahrt: Er fühlte sich erst dann sicher, wenn das Essen in seinem Bauch war, sicher in seinem Magen. Erst dann gehörte es wirklich ihm und konnte ihm von keinem anderen weggenommen werden.

Als er klein war, hatte er mit anderen Kindern ums Essen gekämpft. In seinem früheren Leben hatte er die Welt um Macht bekämpft. Aber in diesem Leben wollte er nur um diese Schüssel Suppe kämpfen. Er wusste genau, dass er viele böse Taten begangen hatte, und er fürchtete sich vor der unausweichlichen Abrechnung des Schicksals, die kommen würde. Er wollte nur das bisschen Freude, das er noch hatte, ergreifen und damit fliehen und das Schicksal und seine Abrechnung weit, weit hinter sich lassen.

Er unterschied sich nicht von anderen, die schwere Sünden begangen hatten und, nachdem sie ihre Fehler eingesehen hatten, sich einen Neuanfang wünschten. Hinter Mo Rans stets grinsendem Äußeren verbarg sich eine tiefe Verunsicherung. Er wusste, dass das Sprichwort ‘wie man sät, so wird man ernten‘ mehr als nur leere Worte waren. Die ruhigen Momente, die er hatte, wurden von dem Gefühl unterstrichen, dass der gegenwärtige Frieden ein Trugbild, eine Fata Morgana, eine Illusion war - dass er eines Tages aufwachen und sich wieder in dem leeren Wushan-Palast wiederfinden würde, allein in seiner persönlichen Hölle.

Deshalb wollte er noch ein wenig Suppe essen, bevor sie kalt wurde. Selbst wenn das Böse, das er getan hatte, ihn eines Tages einholte und er von der Welt verschmäht, vom Schicksal verurteilt und erneut in die kalten Tiefen des Abgrunds gestoßen werden würde, hätte er auf diese Weise wenigstens diesen Schluck Wärme, der ihn auf diesem einsamen Weg unterstützen würde.

„Was hast du auf dem Herzen?", fragte Chu Wanning.

„Ah", sagte Mo Ran leise und kam wieder zu sich. Er lächelte. „Nichts Besonderes, ich gehe nur ein wenig spazieren, jetzt wo ich satt bin."

Chu Wanning blickte auf seine leere Schüssel.

„Alles aufgegessen?"

„Mn."

„Du scheinst die heutige Schweinerippensuppe wirklich zu mögen."

„Haha, ja."

Chu Wanning hob Mo Rans Schüssel auf. „Dann werde ich dir noch etwas holen."

Er stand auf und kam bald darauf mit einer riesigen Schüssel voll herzhafter Suppe zurück, die bis zum Rand gefüllt war. Die Schüssel war heiß, und nachdem er sie abgestellt hatte, berührte Chu Wanning mit den Fingern seine Ohrenspitzen, um seine Ohren zu wärmen und gleichzeitig seine Hände zu kühlen. Er setzte sich noch einmal hin und sagte: „Na dann los."

„Wow, das ist aber eine Menge Suppe."

„Lass dir Zeit", sagte Chu Wanning. „Es gibt immer mehr, wenn du es willst, niemand wird sie dir wegnehmen."

Dieser einfache Satz genügte, um Mo Rans Herz zu rühren. Er hielt die Schale in der Hand und senkte seinen tiefschwarzen Blick. Seine Stimme klang ein wenig heiser, als er lächelte und sagte: „Okay.“ Wie konnte Chu Wanning wissen, dass es Mo Ran alles abverlangte, die Tränen zurückzuhalten, als er die Worte ‒ Es gibt immer mehr, wenn du willst; niemand wird sie dir wegnehmen ‒ hörte, während er die volle Schüssel mit Suppe festhielt.

Chu Wanning war fünf Jahre lang fort gewesen, und Mo Ran war fünf Jahre lang in Schuldgefühlen ertrunken. Aber jetzt, nach all dem, sagte ihm sein Shizun, er solle sich Zeit lassen.

In diesem Moment schmerzte Mo Rans Herz sehr, sehr stark. Je näher er Chu Wanning kam, desto mehr Schmerz empfand er. Es war leicht, die Zuneigung zu übersehen, die sich hinter so vielen kleinen Handlungen verbarg, wenn man nicht ganz genau hinschaute. Aber jetzt achtete er darauf, und er konnte sehen, dass Chu Wanning ihn so nachsichtig, so warmherzig, so gut behandelte. Und wenn man bedenkt, dass er diese Person in seinem früheren Leben vergeudet hatte. Was hatte Mo Ran in diesem Leben Gutes getan, um sich das Privileg zu verdienen, noch einmal an seiner Seite zu wandeln?

Sein Herz bebte und krümmte sich vor Schmerz. Auf der einen Seite hielt er sich für unwürdig. Er dachte, er sollte sich weit von Chu Wanning fernhalten. Wie dreist war er, dass er es wagte, Chu Wanning anzulächeln, zu versuchen, Chu Wanning gut zu behandeln. Völlig schamlos! Doch auf der anderen Seite war da eine ständige Sehnsucht in ihm. Vielleicht war das in Ordnung. Vielleicht konnte er die Dinge einfach sein lassen. Sie hatten noch so viel vom Rest ihres Lebens vor sich; konnte er sich nicht langsam rehabilitieren, seine Fehler aus der Vergangenheit nach und nach wiedergutmachen? Könnte das in Ordnung sein?

Ich, voller Sünde und von den Toten zurückgekehrt, mit diesen blutverschmierten Händen aus meinem vergangenen Leben, hebe diese Schüssel mit warmer, reichhaltiger Suppe in diesem Leben hoch. Ich würde für den Rest meines Lebens in Reue niederknien, ich würde danach bereitwillig in die Hölle gehen, wenn du dich nur herablassen würdest, eine Kostprobe davon mit mir zu teilen.

„Shizun."

Xue Meng war gekommen, während Mo Ran in Gedanken versunken war, und holte ihn in die Gegenwart zurück. Um die Wahrheit zu sagen, seit Chu Wannings Tod war er tagein, tagaus von Selbstvorwürfen und Unbehagen erfüllt. Wenn man sich so suhlt, wirkt man zwangsläufig mürrisch und abweisend. Er hatte ständig daran gearbeitet, seine Emotionen unter Kontrolle zu bringen, aber erst seit etwa einem Jahr hatte er es wirklich geschafft. Dennoch kam es hin und wieder vor, dass ihn eine Kleinigkeit aufregte und ein einziger Satz oder ein Vorfall ihn in einen Sumpf des Selbsthasses zurückwarf. Als er den Kopf hob, um Xue Meng anzusehen, erschrak sein Cousin über die düstere Miene, die sich auf seinem Gesicht abzeichnete.

„Was ist das für ein langes Gesicht, du verdammter Köter? Schulde ich dir Geld oder so?"

Mo Ran wusste, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er zwang sich zu einem Lächeln und sagte: „Essenskoma, das ist alles. Suchst du nach Shizun? Unterhaltet euch ruhig weiter, ich gehe an die frische Luft."

„Warte mal, setz dich wieder hin. Das betrifft auch dich."

„Was betrifft mich? Was ist es denn?"

Xue Meng warf ihm einen prüfenden Blick zu. „Reg dich nicht zu sehr auf, wenn ich es dir sage, in Ordnung?"

„Sag es einfach, Xue Meng", sagte Chu Wanning.

„Okay, okay." Xue Meng wollte sie noch etwas länger hinhalten, aber auf den Befehl seines Shizuns kam er gleich zur Sache: „Wir haben gerade eine Einladung zur Hochzeit von Song Qiutong erhalten."

Die Farbe wich augenblicklich aus Mo Rans Gesicht. Nicht wegen der Hochzeit von Song Qiutong, sondern wegen Xue Mengs Unterstellung. Da Mo Ran Song Qiutongs Charakter gut kannte, hatte er in diesem Leben einen großen Bogen um sie gemacht. Es gab nichts zwischen ihnen, und sie hatten nichts miteinander zu tun.

Aber Xue Meng... Warum dachte Xue Meng, Mo Ran würde sich über die Nachricht von Song Qiutongs Hochzeit aufregen? Mo Ran hatte das Gefühl, sein Herz würde in einem Schraubstock zerquetscht werden. Der falsche Gouchen, der hinter all dem Ärger der letzten Jahre steckte, kam ihm in den Sinn: diese Person, die in den Schatten lauerte, diese Person, die höchstwahrscheinlich auch eine wiedergeborene Seele war. Das bedeutete, dass sie alles über Mo Rans Vergangenheit und jede Sünde wusste, die er begangen hatte.

Mit blassem Gesicht versuchte Mo Ran, seine Ruhe zu bewahren, als er fragte: „Und was hat das mit mir zu tun?"

„Was spielst du da an?" Xue Meng schaute ihn fragend an. „Die Rufeng-Sekte hat heute die Hochzeitseinladung überbracht, und Fräulein Song hat sich die Mühe gemacht, dir einen persönlichen Brief zu schicken. Wenn ihr euch nicht kennt, warum sollte sie dir dann schreiben? Mo Ran, es steht mir nicht zu, mich dazu zu äußern, aber wann hast du dich mit dieser Frau eingelassen?"

Mo Rans Gedanken überschlugen sich, und er hatte das Gefühl, dass sich Dornen in seinen Rücken bohrten. Nach einem langen Moment sagte er: „Ein Brief an mich? Könnte es ein Irrtum sein ..."

„Nein." Xue Meng zog einen Umschlag aus seiner Robe, während er sprach, und klatschte ihn vor Mo Ran auf den Tisch. „Hier ist es schwarz auf weiß geschrieben. An: Mo-Xianjun, von: Qiutong. Das ist definitiv kein Fehler."

Mo Ran blickte auf den Umschlag, sein Herz pochte wie eine Trommel. Unzählige Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Das war tatsächlich Song Qiutongs Handschrift ‒ aber warum sollte sie Mo Ran kurz vor ihrer Hochzeit einen Brief schreiben, wenn sie sich in diesem Leben nur ein paar Mal getroffen hatten, und das auch nur zufällig?

Xue Meng verschränkte die Arme und sah ziemlich beleidigt aus. „Hast du vor, ihn in deinem Zimmer zu öffnen, oder willst du ihn jetzt öffnen, damit ihn jeder sehen kann?"

Mo Ran warf ihm einen Blick zu, dann drehte er sich um und sah, dass Chu Wanning ihn ebenfalls ansah, mit zusammengezogenen, spitzen Brauen.

„Nun?" Xue Mengs Federn sträubten sich, seine Aufdringlichkeit rührte von seiner tiefen Verachtung für Männer und Frauen her, die in unangemessener Weise miteinander verkehrten.

Wenn es wirklich so war, wie Mo Ran befürchtet hatte, dann gab es kein Entrinnen... Mo Ran fühlte sich schwach; selbst die Spitzen seiner Finger waren kalt, als er die Hand ausstreckte. Ohne ein weiteres Wort nahm er den Brief an sich und öffnete ihn.




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2 Kommentare:

  1. Was ist das Lehrer/Schüler-Paar so niedlich beim gemeinsamen Essen.

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  2. Warum habe ich diese Kapitel letztes Woche übersehen? *Asche auf mein Haupt* Dann aber jetzt...
    Die Wetten der Schüler XDD Ich wäre da wohl ebenfalls mit großem Eifer dabei gewesen und wenn ich danach Pleite gewesen wäre, aber das war einfach zu geil XDD
    Nur kamen in Mo Ran alte Erinnerungen hoch bzw. was das was er als Kind erlebt hat, ihn noch jetzt verfolgt und Chu Wanning seine einfachen Worte, so sehr rührten. Wenn man das durchgemacht hat, wie Mo Ran, dann kann man das auch nicht so schnell ablegen. Aber gerade genießt er die Zeit und solche Momente, sind ja bekanntlich die kostbarsten.
    Mo ran versinkt aber wieder in Gedanken, bis Xue Meng ihn rausholt. Eine Einladung zur Hochzeit und Mo ran hat kein gutes Gefühl dabei. Bin jetzt gespannt was in dem Brief steht.

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