Unerwarteterweise war Chu Wannings Teigtaschen-Einwickelungstechnik zwar ungeschickt, aber das fertige Produkt war nicht schlecht. Die von seinen langen Fingern zubereiteten Teigtaschen waren hinreißend rund, als sie ordentlich auf dem Tisch aufgereiht waren.
All diese Schüler waren sprachlos.
„Shizun weiß tatsächlich, wie man Teigtaschen macht…“
„Träume ich gerade?"
Natürlich entging ihr gedämpftes Gemurmel Chu Wannings Ohren nicht. Er
presste die Lippen zusammen, die Wimpern flatterten unmerklich, und obwohl er
so ausdruckslos wie immer war, färbten sich die Spitzen seiner Ohren etwas
rosa.
Xue Meng konnte nicht widerstehen zu fragen: „Shizun, machst du zum
ersten Mal Teigtaschen?“
„Mn."
„Wie machst du sie dann so schön aussehen?"
„Es ist nicht anders als bei der Herstellung von Robotern. Man faltet sie
nur einige Male, es ist nichts dabei.“
Mo Ran beobachtete Chu Wanning von der anderen Seite des Holztisches aus
und verlor sich allmählich in Gedanken. Das einzige Mal, dass er Chu Wanning in
seinem letzten Leben jemals kochen gesehen hatte, war nach Shi Meis Tod
gewesen.
An diesem Tag war Chu Wanning in die Küche gegangen und hatte langsam
Wan Tans zubereitet, die Shi Meis Spezialität waren.
Bevor sie es in den Topf schaffen konnten, wurden sie von Mo Ran, der den
Verstand verloren hatte, zu Boden geschlagen. Die verschneiten Wan Tans waren
über den Boden gerollt.
Mo Ran hatte keinerlei Erinnerung daran, ob diese Wan Tans rund oder
flach, gut gemacht oder deformiert gewesen waren. Das Einzige, woran er sich
erinnerte, war der Ausdruck auf Chu Wannings Gesicht, wie er Mo Ran wortlos
angestarrt hatte, noch mit Mehlkrümeln im Gesicht, seltsam ungewohnt und
irgendwie verständnislos, ja sogar ein bisschen dumm…
Mo Ran hatte gedacht, dass sein Shizun wütend sein würde, aber am Ende
sagte Chu Wanning nichts. Er beugte sich nur vor und hob mit gesenktem Kopf
leise die schmutzigen Wan Tans eins nach dem anderen auf, sammelte sie ein und
warf sie in den Müll.
Was war Chu Wanning damals nur durch den Kopf gegangen? Mo Ran wusste es
nicht. Er hatte nie darüber nachgedacht, wollte nie darüber nachdenken und
ehrlich gesagt hatte er es nicht gewagt, darüber nachzudenken.
Die Teigtaschen waren alle eingewickelt, und die kleinen Schneemänner
trugen sie zum Kochen in die Küche. Traditionsgemäß steckte Chu Wanning in
einen von ihnen eine Kupfermünze rein. Wer auch immer sie bekommen würde, würde
viel Glück haben.
Es dauerte nicht lange, bis die Schneemänner die gekochten Teigtaschen,
komplett mit scharf-saurer Dip-Soße auf einem Holztablett servierten.
„Shizun, bitte mach zuerst weiter“, sagte Xue Meng.
Chu Wanning lehnte nicht ab. Er hob einen Teigtaschen mit seinen
Stäbchen auf und tat ihn in seine Schüssel. Er aß ihn jedoch nicht und hob
stattdessen drei weitere auf, um sie Xue Meng, Mo Ran und Shi Mei zu geben.
„Frohes neues Jahr“, sagte er sanft.
Die Schüler waren für einen Moment verblüfft, sie brachen in ein Lächeln
aus. „Frohes neues Jahr, Shizun."
Wie es der Zufall wollte, biss Mo Ran bei der allerersten Teigtaschen
mit einem Knall in die Kupfermünze. Er wurde völlig unvorbereitet erwischt und
brach sich fast einen Zahn aus.
Shi Mei lachte über die Grimasse auf seinem Gesicht. „A-Ran, du wirst
dieses Jahr viel Glück haben."
Xue Meng sagte nur: „Tch, glücklicher Bastard."
Mo Ran sagte mit Tränen in den Augen: „Thithun, du bi’t ein bi’chen zu
gut darin, Teigtathen auszu’uchen. Ich hab’ die Münthe gleich beim er’ten Teigtathen
bekomm’..."
Chu Wanning sagte: „Sprich richtig.“
„Ich habe mir auf die Thunge gebi’en."
Darauf hatte Chu Wanning absolut keine Antwort.
Mo Ran rieb sich die Wange und nahm einen Schluck von dem Tee, den Shi
Mei ihm anbot, bevor der Schmerz schließlich ein wenig nachließ und er sofort
anfing, herumzualbern. „Ha ha, könnte es sein, dass Shizun sich merken konnte,
welcher Teigtaschen die Kupfermünze hatte, und ihn mir absichtlich gegeben
hat?“
„Das hättest du wohl gerne“, sagte Chu Wanning kalt, dann senkte er den
Kopf und begann zu essen.
Mo Ran war sich nicht sicher, ob er etwas sah, aber im warmen Licht der
Kerzen wirkte Chu Wannings Gesicht ein wenig rot.
Nach den Teigtaschen wurde das üppige, vom Küchenchef zubereitete
Abendessen herausgebracht. Teller mit Fleisch und Fisch bedeckten den ganzen
Tisch. Die Mengpo-Halle wurde noch lebhafter. Von den Ehrenplätzen aus wiesen
Xue Zhengyong und Frau Wang die kleinen Schneemänner an, rote Päckchen an jede
Gruppe zu bringen.
Ein kleiner Schneemann stieß sofort gegen Chu Wannings Knie, die Steine,
die seine Augen waren, rollten herum, als er ihn anstarrte.
Chu Wanning blinzelte. „Hm? Bekomme sogar ich eins?" Er nahm die
roten Päckchen entgegen und öffnete sie, um mehrere Blätter mit teurem
Blattgold zu finden. Ein wenig sprachlos blickte er zu Xue Zhengyong auf, nur
um den sorglosen Mann zu sehen, der ihn angrinste, bevor er den Weinbecher in
seinen Händen zu einem Toast auf Chu Wanning erhob.
Wie albern. Andererseits war Xue Zhengyong wirklich… wirklich… Chu
Wanning starrte ihn eine Weile an, und gegen seinen Willen umspielte ein
schwaches Lächeln seine Mundwinkel. Als Gegenleistung hob er seinen eigenen
Becher zum Sektenanführer und leerte ihn mit einem Zug.
Chu Wanning verteilte die goldenen Blätter unter seinen Schülern. Drei
Trinkrunden später, begleitet von pausenlosen Auftritten auf der Bühne, wurde
schließlich auch die Stimmung an ihrem Tisch lebhafter. Das lag hauptsächlich
daran, dass die drei Gören weniger Angst vor ihm hatten. Was Chu Wanning
betraf, er so hatte er sich bei Alkohol schon immer zurückhalten können.
„Shizun, Shizun, lass mich aus deiner Hand lesen?" Xue Meng war der
Erste, der beschwipst wurde. Er griff nach Chu Wannings Hand und hielt sie vor
seinen Augen, um sie sorgfältig zu untersuchen. Ohne die drei Becher Wein in
seinem Körper hätte er es nie gewagt, so dreist zu sein. „Deine Lebenslinie ist
lang, aber nur unzusammenhängend, was bedeutet, dass deine Gesundheit nicht gut
ist“, murmelte Xue Meng. „Du wirst leicht krank."
Mo Ran lachte. „Das ist ziemlich korrekt."
Chu Wanning warf ihm einen bösen Blick zu.
„Ein langer und schlanker Ringfinger. Shizun hatte viel Glück mit Geld.
Drei Linien von einem gemeinsamen Punkt ‒ die Liebeslinie verzweigt sich auf
ihrem Weg, um in die Weisheitslinie überzugehen, was typischerweise eine
Bereitschaft anzeigt, sich für die Liebe zu opfern … " Xue Meng starrte
sie eine Weile verständnislos an, bevor er seinen Kopf hochriss. „Ist das wahr?"
Mit aschfahlem Gesicht zischte Chu Wanning zwischen zusammengebissenen
Zähnen: „Xue Ziming, hast du es satt, am Leben zu sein?“
Aber Xue Meng, zu betrunken, um die Lebensgefahr zu erkennen, grinste
aufrichtig und schaute weiter. „Ah, und die Liebeslinie bildet eine Inselform“,
murmelte er. „Noch dazu, direkt unter dem Ringfinger. Shizun, dein
Liebesgeschmack ist fürchterlich… Absolut miserabel…“
Chu Wanning hatte genug. Er riss seine Hand weg und raffte seinen Ärmel
auf, um zu gehen.
Mo Ran wollte gerade vor Lachen sterben, krümmte sich, hielt sich den
Bauch und gackerte laut, als er plötzlich Chu Wannings eisigen, mörderischen
Blick sah und schluckte seine Heiterkeit gewaltsam herunter. Seine Rippen
schmerzten vor Anstrengung.
„Worüber lachst du?", sagte Chu Wanning wütend. „Was ist so lustig?"
Er wollte gerade in einem Anfall von Wut davonstürmen, als Xue Meng ihn
am Ärmel packte. Im nächsten Moment verschwand das Lachen aus Mo Rans Gesicht,
als Xue Meng Chu Wanning in betrunkener Benommenheit zu Boden zog und sich in
seine Arme grub. Er drückte seine Stirn in die Falten von der Robe seines
Shizuns und seine Arme schlangen sich um Chu Wannings Taille, während er sich
liebevoll an ihn schmiegte.
„Shizun ...“, kam die weiche, samtige Stimme des Teenagers, mit einem
Hauch von Niedlichkeit. „Geh nicht. Komm, komm, komm, mach noch eine Runde, heh
heh."
Chu Wanning sah aus, als würde er gleich ersticken. „Xue Ziming! W-was
denkst du, was du da tust? Lass los!“
Genau in diesem Moment klapperten plötzlich die kleinen Schneemänner von
der Bühne. Es stellte sich heraus, dass die Schwerttanzaufführung vom Tianlang
Ältesten vorbei war und Chu Wanning an der Reihe war, einen Auftritt
aufzuführen.
Unglücklicherweise bedeutete dies auch, dass sich alle Augen in der
Halle gemeinsam auf Chu Wannning richteten, gerade rechtzeitig, um zu sehen,
wie sich ein betrunkener Xue Meng an die Taille des Yuheng Ältesten klammerte
und sich wie ein verwöhntes Kind in seine Arme grub. Die Schüler waren absolut
fassungslos. Einer von ihnen hielt sogar seine Essstäbchen verkehrt herum. Alle
Augen starren unverwandt in ihre Ecke.
Chu Wanning war in völliger Stille gefangen.
Für einen Moment war die Szene glühend peinlich. Der Yuheng Ältester
konnte weder stehen noch sitzen, da Xue Meng sich fest an ihn klammerte.
Eine lange Weile verging schweigend, bevor zwei trockene, gezwungene Kicherer
aus Mo Rans Richtung kamen. „Komm schon, Xue Meng, bist du immer noch so
verwöhnt in deinem Alter?" Er streckte die Hand aus und versuchte, ihn
wegzuziehen. „Hau ab, klammer dich nicht so an Shizun."
Xue Meng benahm sich nicht absichtlich wie ein Flegel. Wenn er sich noch
daran erinnern würde, wenn der Alkohol nachließ, würde er sich wahrscheinlich
selbst ohrfeigen. Im Moment war er über allen Maßen betrunken, und Mo Ran
musste eine ganze Weile hebeln und ziehen, bevor er es endlich schaffte, seinen
Cousin von Chu Wanning loszureißen.
„Setz dich. Welche Zahl ist das?"
Mit zusammengezogenen Brauen blinzelte Xue Meng auf den einzelnen
Finger, den Mo Ran ausstreckte. „Drei."
Mo Ran starrte ihn mit ungläubigem Schweigen an.
Shi Mei lachte und konnte nicht widerstehen, ihn zu testen. „Wer bin
ich?"
Xue Meng rollte ungeduldig mit den Augen. „Du bist Shi Mei, duh."
„Wer bin dann ich?", fragte Mo Ran.
Xue Meng funkelte ihn eine Weile an. „Ein Hund."
Mo Ran war für einen langen Moment fassungslos, bevor er brüllte: „Xue
Ziming, ich werde dich dazu bringen, diese Worte zu bereuen!“
Plötzlich zeigte ein Schüler des Sisheng-Gipfels vom Nebentisch ‒ der
entweder von Natur aus mutig war oder dem auch die Hemmungen durch Alkohol
genommen worden waren ‒ auf Chu Wanning und fragte schadenfroh mit hoher
Stimme: „He junger Meister, schau da drüben. Wer ist das?"
Xue Meng, ein echtes Leichtgewicht, konnte sich eben nicht mehr
aufsetzen. Er ließ sich über den Tisch fallen, stützte seine Wange mit einer
Hand und blinzelte Chu Wanning lange und fest an.
Chu Wanning starrte zurück und starrte weiter. Und Xue Meng blinzelte
weiter.
Der Stillstand hielt lange an, aber gerade als alle dachten, dass Xue
Meng gleich betrunken umfallen würde, grinste er plötzlich breit und versuchte
erneut, Chu Wanning an den Ärmeln zu packen. „Unsterblicher-Gege."
Die Worte waren klar und unmissverständlich. Jeder Einzelne der Schüler
war nicht im Stande, einen Ton von sich zu geben.
„Pff.“
Es war nicht zu sagen, wer zuerst anfing zu lachen, aber alle verloren
bald die Kontrolle und stimmten mit ein. Selbst wenn Chu Wannings Gesicht
mürrisch und seine Zündschnur kurz war, dachten sie, wenn alle auf den Witz
einsteigen würden, dann war es unwahrscheinlich, dass er Tianwen herausziehen
und jede einzelne Person im Raum auspeitschen würde. Und so brüllte die
lebhafte Mengpo-Halle vor Gelächter, alle stimmten bei Fleisch und Schnaps mit
ein und trugen zum Chaos bei.
„Haha, Unsterblicher-Gege."
„Der Yuheng Ältester ist so hübsch, dass er wirklich, wie ein
Unsterblicher aussieht."
„Das tut er wirklich. Um die Wahrheit zu sagen, ich habe einmal heimlich
eine Gedichtzeile über ihn geschrieben."
„Ja? Wie geht sie?"
„Der Schnee auf tausend unbetretenen Gipfeln der Sterblichen / Würde
gegen einen Zentimeter Weiß auf den Roben des Unsterblichen verblassen."
„Wow, wann hast du dir das ausgedacht?"
„Ich werde nicht lügen, es war während einer seiner Vorlesungen über
Barrieren."
„Das ist ein bisschen mutig, mein tapferer Kerl. Du solltest besser
dafür sorgen, dass der Yuheng Ältester nie herausfindet, dass du ihn angestarrt
hast und dich, während seiner Barrieren-Vorlesung ganz poetisch inspiriert,
hast lassen, sonst wird der Unsterbliche einen Mord begehen, und deine Zeile
muss lauten 'Die Blätter auf tausend Herbstbäumen / Würden gegen einen roten
Fleck auf den Roben des Unsterblichen verblassen.'".
„So grausam!"
„Heh heh, sag es einfach so."
Auf Chu Wannings Gesicht wirbelte ein buntes Roulette herum, bevor er
schließlich beschloss, Gelassenheit vorzutäuschen, und so tat, als hätte er
überhaupt nichts gehört.
Er war es gewohnt, aus der Ferne verehrt zu werden, aber diese
plötzliche Intimität, die aus der festlichen Atmosphäre und dem Überfluss an
Wein entstand, ließ ihn unsicher werden, wie er darauf reagieren sollte.
Angesichts einer solchen Situation wusste er wirklich nicht, wie er reagieren
sollte, und konnte nur selbst eine Ruhe vortäuschen, die er nicht fühlte.
Doch der rosa satte Schimmer an seinen Ohren verriet den erstarrten
Ausdruck auf seinem hübschen Gesicht.
Mo Ran bemerkte es. Er presste die Lippen zusammen und sagte nichts,
aber aus irgendeinem Grund brandete eine Explosion irritierender Eifersucht
durch seine Brust.
Es war nicht so, dass er Chu Wannings gutes Aussehen nicht anerkennen
konnte, er wusste nur, dass er wie alle anderen genau wusste, dass Chu Wannings
Schönheit von der scharfen Sorte war, wie die Schneide einer Klinge, und dass,
wenn er nicht lächelte, er kalt wie Schnee und Reif war, zu abweisend, um sich
ihm zu nähern.
Aus seiner düsteren und engen Perspektive war Chu Wanning wie ein Teller
mit wohlschmeckendem und aromatisch knusprigem Fleisch, das in einer schmutzigen,
zerbrochenen Schachtel gelegt worden war. Mo Ran war die einzige Person auf der
ganzen Welt, die die Schachtel geöffnet hatte und in der Lage war, die
Köstlichkeit darin zu schmecken. Er musste sich nie Sorgen machen, dass jemand
anderes von dieser Delikatesse erfuhr und darüber sabberte.
Aber heute Nacht, eingetaucht in die Wärme des Ofenfeuers und beschwipst
vom warmen Wein, waren so viele Augenpaare auf diese Schachtel gerichtet, die
einst niemanden interessiert hatte.
Mo Ran war plötzlich nervös. Er wollte die Schachtel abdecken und die
Leute verjagen, die über sein Essen sabberten, als würde er lästige Fliegen
verscheuchen.
Dann erinnerte er sich daran, dass dieses knusprige Fleisch in diesem
Leben nicht ihm gehörte. Seine Hände waren voller klarer, durchsichtiger Wan
Tans. Er hatte keine Zeit, die Wölfe zu verjagen, die über eine weitere
Mahlzeit sabberten.
Zur Überraschung von Mo Ran und seinen Gefährten hatte Chu Wanning genau
wie die anderen Ältesten eine Neujahrsaufführung vorbereitet: Er würde Guqin
spielen.
Die Schüler hatten strahlende Augen, und jemand flüsterte: „Wer hätte
gedacht, dass der Yuheng Ältester weiß, wie man Guqin spielt?"
„Das kann er auch sehr gut. Ich habe fast vergessen, das Fleisch zu
probieren."
Mo Ran saß still und wortlos da. Xue Meng war vor einer Weile
eingeschlafen, seine Atemzüge tief und gleichmäßig, da er ausgestreckt auf dem
Tisch lag. Mo Ran nahm den Weinkrug an die Hand und füllte seinen eigenen
Becher, trank daraus, während er zuhörte, und die Person auf der Bühne
gedankenverloren anstarrte.
Die Verärgerung in seiner Brust wurde schlimmer. In seinem letzten Leben
hatte Chu Wanning beim Neujahrsabendfest nicht gespielt. Nur sehr wenige
Menschen wussten, wie er aussah, wenn er Guqin spielt.
_________________________
In dem Hof, in dem Mo Ran Chu Wanning gefangen gehalten hatte, hatte
eine Guqin aus Paulowonia-Holz gestanden. Eines Tages, vielleicht um seiner
Frustration Luft zu machen, hatte Chu Wanning davorgesessen, die Augen
geschlossen und ein Lied gespielt.
Der Klang der Guqin war durch die Luft geweht und hatte Vögel und
Schmetterlinge gleichermaßen angezogen. Als Mo Ran zurückgekehrt war, hatte ihn
Chu Wannings Profil im Hof begrüßt, unbeschreiblich erhaben und heiter.
Und wie behandelte er ihn in diesem Moment? Oh, richtig.
Mo Ran hatte ihn niedergedrückt und neben der Guqin gefickt, diesen Mann
vergewaltigt, der so klar und kalt war wie das Licht des Mondes, genau dort im
Hof. Mo Ran hatte sich nur darum gekümmert, seinem eigenen Vergnügen
nachzujagen. Er hatte keinen einzigen Gedanken an Chu Wannings Schmerz und
Unbehagen verschwendet. Er hatte sogar die Tatsache außer Acht gelassen, dass
es Winter war und dass sein Shizun, der mit der Kälte nicht zurechtkam, und
dort auf dem eiskalten Kopfsteinpflaster lag, die Roben heruntergerissen und
gefickt wurde, bis er es nicht mehr aushielt und in Ohnmacht fiel.
Danach hatte er sich selbst nach Monaten sorgfältiger Behandlung nicht
vollständig erholt.
Damals hatte Mo Ran in kühlem Ton gesagt: „Chu Wanning, von jetzt an ist
es dir verboten, Guqin vor anderen zu spielen. Hast du eine Ahnung? Du siehst
beim Spielen so aus…"
Er presste die Lippen zusammen, aber er hatte nicht die richtigen Worte
finden können, also hatte er den Satz nicht beendet.
Er ist so was? Es war offensichtlich ein gelassener,
würdevoller Blick, aber aus irgendeinem Grund war es so verlockend, dass das
letzte bisschen von Mo Rans Selbstbeherrschung zerstört hatte.
Chu Wanning sagte nichts, seine Lippen waren bleich und die Augen
geschlossen, die Augenbrauen streng zusammengezogen.
Mo Ran hob eine Hand und zögerte einen Moment, bevor er leicht die
zusammengezogene Lücke zwischen Chu Wannings Brauen berührte. Taxian-Juns Geste
waren fast sanft, aber seine Stimme war schroff und rücksichtslos. „Wenn du
nicht zuhörst, wird dich dieser Ehrwürdige ans Bett ketten, und dann wirst du
nichts anderes tun können, als mit ihm zu schlafen. Glaub ja nicht, dass dieser
Ehrwürdige es nicht tun wird.“
Und wie hatte Chu Wanning darauf reagiert?
Mo Ran nahm einen weiteren Schluck, beobachtete die Person auf der Bühne
und setzte seine melancholischen Erinnerungen fort.
Er konnte sich nicht sicher sein; vielleicht hatte Chu Wanning nichts
gesagt. Oder vielleicht hatte er die Augen geöffnet und eisig gesagt: „Raus mit
dir!"
Er konnte sich nicht mehr erinnern. Nicht eindeutig. In diesem Leben war
Mo Ran so lange mit Chu Wanning verstrickt gewesen, dass viele Dinge an den
Rändern verschwommen waren.
Schließlich hatte er, wie ein Tier, nur eines gewusst: dass Chu Wanning
ihm gehörte. Auch wenn er Chu Wanning nicht mochte, war er auch derjenige, den
er zerschlagen und ruinieren durfte. Er hätte Chu Wanning lieber mit seinen
eigenen Händen in Stücke gerissen ‒ sich durch seinen Brustkorb gebissen und
seine Organe herausgerissen wie ein Tier ‒ als es jemand anderem zu erlauben,
ihn zu berühren.
Mo Ran wollte, dass Chu Wannings Blut mit seinem Verlangen fließt, seine
Knochen seinen Fluch besiegen und sein Körper von seiner Leidenschaft erfüllt
wird.
War Chu Wanning nicht immer so tugendhaft und unantastbar gewesen? Und
hatte er am Ende nicht doch die Beine für den verruchtesten Schurken der Welt
spreizen müssen, auf dem Bett des skrupellosesten Tyrannen, und sich von dessen
feuriger Waffe das Leben nehmen lassen? Mo Ran hatte ihn verunreinigt, ihn von
innen und außen schmutzig gemacht, einfach überall.
Kleidung, die einmal zerfetzt war, ließ sich nicht so leicht wieder
anziehen.
Mo Ran schloss die Augen, seine Knöchel weiß, sein Herz hämmerte. Tief
in seinen Erinnerungen versunken, konnte er weder die lebhafte Heiterkeit in
seinen Erinnerungen an Neujahrsabendfeiern noch die beruhigenden Klänge von Chu
Wannings Guqin hören. Alles, was ihm in den Sinn kam, war eine gefühllose
Stimme, die wie ein Geier aus der Vergangenheit schwebte.
„Die Hölle ist zu kalt, Chu Wanning. Ich nehme dich mit ins Grab.”
„Das ist richtig, du bist ein Gott. Du bist das Licht ‒ aller. Xue Meng,
Mei Hanxue und das ganze einfache Volk warten nur darauf, dass du sie
anstrahlst. Chu-Gongzi, wie überaus heilig von dir."
Die Stimme lachte süß, lachte und lachte, bis sie plötzlich grausam
wurde, wie eine in zwei Hälften gespaltene Seele. „Aber was ist mit mir?!",
donnerte er. „Hast du mich jemals angestrahlt?! Hast du mir jemals deine Wärme
gegeben? Alles, was du mir jemals gegeben hast, sind diese Narben auf meinem
Körper! Wie überaus heilig von dir, Chu Wanning!“
„Dein Körper gehört mir, und auch dein Leben. Du willst ihr Licht sein,
aber ich werde dich mit ins Grab nehmen. Ich werde dich auf meinem toten Körper
strahlen lassen und sonst nichts. Ich will, dass du mit mir verrottest."
„Leben oder Sterben, beides ist nicht deine Entscheidung..."
Lauter Jubel und Applaus. Mo Rans Augen flogen auf. Sein Rücken war von
kaltem Schweiß durchnässt.
Die Vorstellung war zu Ende, und die Schüler klatschten
begeistert. Mo Ran saß in der Menge und spürte, wie seine Sicht pulsierte und
verschwamm, ein- und ausblendete.Er beobachtete, wie Chu Wanning langsam die
Holzstufen hinunterging, eine Guqin aus Paulowonia-Holz in der Hand.
In diesem Moment hatte Mo Ran zum ersten Mal in seinem
Leben das Gefühl, dass das alles so absurd war. Dass sein früheres Ich verrückt
gewesen sein musste. Chu Wanning war eigentlich kein schlechter Kerl... Warum hatte er als
das überhaupt getan?
Mo Ran schluckte und spürte das Brennen des Alkohols in seiner Kehle.
Aber er fühlte sich nicht weniger, überwältigt und verwirrt, bis er schließlich
eine betrunkene Vergessenheit geriet.
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er hat sie doch gemacht und sogar gut. aber das was xue da gemacht als betrunkener ist schon die höhe was er sich da traut und alle lachen sogar alle in der halle und mo. aber der wird dafür finster angeschaut. dann spielt er noch was vor und er errinnert sich was er damals getan hat als er in spielen hörte. freu mich wenns weiter geht.
AntwortenLöschenScheint so, als hätte Chu Wanning Erfahrung darin, oder?
LöschenIch fand die Stelle witzig in der Xue Meng sagt, dass Chu Wannings Geschmack in Sachen Liebe echt fürchterlich ist, und dann lacht Mo Ran auch noch darüber. Im Prinzip lacht sich Mo Ran in diesem Moment selber aus. XD
Das Kapitel fand ich diesem Aspekt grausam, weil man da mal erfährt wie Taxian-Jun Chu Wanning damals behandelt hat, aber ich musste auch weinen, als Mo Ran ehrlich wurde und Chu Wanning direkt gesagt hat, was er mit seinem Verhalten bei ihm angerichtet hat. Er hat einfach von Chu Wanning nur das Gefühl von Ablehnung erfahren und irgendwie das Gefühl vermittelt bekommen, dass alles wichtiger ist als er. Traurig, oder?
Bei diesem Kapitel hatte ich extrem viel Spaß Mo Rans nuscheln und falsche Aussprache zu schreiben und mir selber zu überlegen, was ich wie umschreiben muss.